Berlin, 20. Januar 2023. Die Praxis der Homöopathie unterliegt eigenen Regeln und unterscheidet sich von denen der konventionellen Medizin. Patientinnen und Patienten sollten sich für ihren ersten Besuch in einer homöopathisch tätigen Praxis darauf einstellen und vorbereiten. Vor allem braucht Homöopathie Zeit: Zeit fürs Sprechen und Zuhören, für Untersuchung und Auswertung aller Informationen der Diagnose. Das Ziel ist die passende homöopathische Arznei und eventuell weitere therapeutische Maßnahmen.

Die homöopathische Erstanamnese in der Praxis

Die ausführliche Fallaufnahme, die sogenannte Erstanamnese, steht am Anfang jeder homöopathischen Behandlung. Sie dauert etwa ein bis zwei Stunden und stellt die Informationsgrundlage dar. Sie ist vor allem für die erfolgreiche Heilung chronischer Erkrankungen wichtig. Bei der Erstanamnese werden die Eckdaten aus der Krankheitsvorgeschichte, Erkrankungen in der Familie und das aktuelle Beschwerdebild erfragt, um das passende homöopathische Einzelmittel für den Erkrankten wählen zu können. Die Fallaufnahme beginnt mit einem Spontanbericht. Der Patient schildert möglichst genau und vollständig, ungestört und in freier Rede seine Beschwerden. Scheinbare Nebensächlichkeiten sind dabei durchaus von Bedeutung für die Arbeitsdiagnose. Auch Geistes- und Gemütssymptome spielen eine wichtige Rolle. Nach dem Spontanbericht ergeben sich für den Homöopathen zahlreiche Fragen, meist mehr als bisher beantwortet wurden, und es beginnt die umfangreiche Befragung.

Die Kernfrage ist: „Was hat diesen Menschen krank gemacht?“

Um die Frage nach den Ursachen zu klären, müssen vom Therapeuten alle Informationen wie ein Puzzle zusammengesetzt werden. Hierzu kommt nach dem Gespräch die körperliche und technische Untersuchung des Patienten, um die Erkrankung weiter zu präzisieren. Insgesamt erlaubt dieses Vorgehen einen sofortigen und gezielten Therapiebeginn noch bevor weitere, manchmal zeitraubende und aufreibende diagnostische Prozeduren durchgeführt werden.

In der Praxis werden auch die Methoden der konventionellen Medizin genutzt

Hahnemann selbst hat genau dargelegt, wie detailliert und sorgfältig jede Untersuchung und Befragung des Patienten erfolgen soll. Er hat darauf hingewiesen, mit allen Sinnen die phänomenologischen Äußerungen der Lebenskraft wahr- und ernstzunehmen. Mehr als 200 Jahre nach Hahnemann stehen uns differenzierte Methoden und technische Hilfsmittel zur Verfügung, um auch die mit bloßem Auge zunächst nicht sichtbaren Zeichen der gestörten Lebenskraft sichtbar und auch messbar zu machen.

Körperliche Untersuchung und weiterführende konventionelle Diagnostik sollen Antworten geben auf die folgenden Fragen:

  • Um welche Krankheit handelt es sich?
  • Was ist das Wesen dieser Krankheit, welche typischen Ursachen kennen wir?
  • Welchen Spontanverlauf hat sie, etwa ohne wirksame Behandlung?
  • Welche Komplikationen sind bekannt und müssen im Verlauf berücksichtigt werden?
  • Welche Behandlungsmöglichkeiten bietet die konventionelle Medizin für diese Krankheit?
  • Mit welchen Nebenwirkungen konventioneller Behandlung müsste gerechnet werden?

Störung der Lebenskraft

Dr. Samuel Hahnemann sah in den Symptomen einer Krankheit nicht die Krankheit selbst, sondern nur ihren äußeren oder den sicht- und messbaren Ausdruck. Für ihn lag allen Krankheiten eine mehr oder weniger tief greifende Störung der Lebenskraft zugrunde. Diese Störung der inneren Ordnung und Harmonie ist die Voraussetzung dafür, dass beispielsweise Viren oder Bakterien unseren Organismus krank machen können. Auch eine individuell besondere Empfänglichkeit für psychische Kränkungen führt beim einen Menschen zur Krankheit, während ein anderer eine ähnliche Kränkung problemlos bewältigt.

Der Organismus versucht die Lebenskraft ins Lot zu bringen

Homöopathen erkennen in den Symptomen einer Krankheit bereits den Versuch der Lebenskraft, die gestörte Ordnung selbst wieder ins Lot zu bringen. Die Erscheinungen des Krankseins sind also bereits der Ausdruck eines Selbsthilfeversuches des Organismus in Richtung Gesundheit. Das Muster der individuellen Symptome weist uns dabei den Weg zu demjenigen homöopathischen Mittel, das in der Lage ist, den Selbsthilfeversuch des Körpers sinngemäß und zielgerichtet zu unterstützen und so zur Heilung zu führen.

Erst der objektive Befund und das subjektive Befinden zusammen betrachtet lassen die Krankheit in ihrem vollen Umfang sichtbar werden.

Die Störung der Lebenskraft macht sich im Krankheitsfalle im Befinden des ganzen Menschen bemerkbar. Auch wenn die konventionelle Diagnose nur einen bestimmten Organbereich oder Funktionskreis als krank erkennt. Es ist die Aufgabe des homöopathisch tätigen Therapeuten, sich im Anamnesegespräch – der Fallaufnahme – einen Überblick über die Symptome der aktuellen Krankheit zu verschaffen. Dazu zählen auch die individuellen Begleitphänomene des einzelnen Menschen in seiner Krankheit. Zum Beispiel ob er dabei stark friert, oder übelriechenden Schweiß absondert, ob sein Schlaf gleichzeitig in besonderer Weise gestört ist oder ob er sich auffällig benimmt oder deprimiert oder reizbar fühlt.

Worauf Therapeuten achten müssen

Der Therapeut muss also sowohl das in der konventionellen Medizin bekannte Krankheitsbild erkennen und die eventuell erforderliche weitere Diagnostik einleiten, als auch den damit verbundenen seelischen und geistigen Zustand des Kranken wahrnehmen. Außerdem muss er in seine Überlegungen die Frage einbeziehen, warum dieser Mensch gerade zu diesem Zeitpunkt seines Lebens krank wurde. Ob es also eine plausible und zeitnahe Ursache oder Auslösung für sein Krankwerden gibt. Hinzu kommen Beobachtungen und Informationen zur gesundheitlichen Gesamtentwicklung dieses Menschen und zu seinen besonderen Anfälligkeiten, zu seiner Konstitution.

Weitere Informationen zur Homöopathie

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