Woran erkennt man einen unseriösen Homöopathie-Kritiker? An falschen Tatsachenbehauptungen wie diese: „Eine Wirkung [der Homöopathie] über einen Placebo-Effekt hinaus wurde in keiner Studie jemals festgestellt.“ Jüngstes Beispiel dafür ist die Ärztin Natalie Grams, die solche und ähnliche Behauptungen in ihrer Publikation „Homöopathie neu gedacht“ aufstellt. Dabei ist es – insbesondere für eine Medizinerin – heute ein Leichtes, qualitativ hochwertige Studien zu finden, die die positiven Effekte der Homöopathie belegen. Das gilt für Studien aus der Versorgungsforschung ebenso wie für Studien aus der Klinischen Forschung. Einsehbar sind diese beispielsweise über große Studien-Datenbanken zu komplementärmedizinischen Verfahren wie www.cam-quest.org oder die CORE-Hom Database. Oder im Einzelnen als Primärquelle beispielsweise hier oder hier. – Und wer die Expertise eines „Research Directors“ lesen möchte, der bisher gar nichts mit Homöopathie zu tun hatte, kann in diesem Artikel zur Homöopathie-Forschung klar begründete Aussagen finden.

„Die Forschungslage zur Homöopathie hat sich längst geändert“, kommentiert Cornelia Bajic, 1. Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte. „Wer heute behauptet, es gebe keine qualitativ hochwertigen Studien, die die Wirksamkeit der Homöopathie belegen, offenbart die eigene Unwissenheit und nicht die Unwirksamkeit der Methode“, so Bajic. Nicht zutreffend sei laut Bajic ebenfalls die immer noch zu findende Aussage, die Homöopathie sei „wissenschaftlich widerlegt“. „Jeder Medizinforscher wird Ihnen bestätigen, dass diese Aussage nicht seriös über Studien gestützt werden kann“, erklärt Bajic. Die Ursache dieser Behauptungen sei nicht die Studienlage, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Homöopathie den heutigen Auffassungen der konventionellen Pharmakologie widerspreche.

Placebo-Kritik: Der Blick über den Tellerrand

Auch die globale Perspektive auf die Homöopathie zeigt ihre Wirksamkeit in der täglichen ärztlichen Praxis: In Indien ist die Homöopathie beispielsweise seit 1973 Teil der Staatsmedizin, Krankenhäuser nur für homöopathische Behandlungen sind dort ganz normal. In der Schweiz wurde die Homöopathie – nach einem Volksentscheid pro Homöopathie und der Auflage, die Homöopathie wissenschaftlich zu belegen – in den Leistungskatalog der Schweizer Grundversicherung aufgenommen. Der in diesem Kontext relevante HTA-Bericht kommt zur Schlussfolgerung: „Die Wirksamkeit der Homöopathie kann unter Berücksichtigung von internen und externen Validitätskriterien als belegt gelten, die professionelle, sachgerechte Anwendung als sicher“ (Effectiveness, Safety and Cost-Effectiveness of Homeopathy in General Practice – Summarized Health Technology Assessment; Forsch Komplementärmed 2006;13(suppl 2):19–29).

Auch in Deutschland übernimmt die Mehrzahl der gesetzlichen Krankenversicherungen bereits die Kosten für eine Behandlung mit ärztlicher Homöopathie. In Österreich läuft aktuell eine Initiative der „StudentInnen der Homöopathischen Medizin“ und den „Homöopathischen Ärztinnen und Ärzten in Österreich“, die erreichen möchte, dass in Zukunft auch dort die Homöopathie über einen Tarifposten der Krankenkassen abgerechnet werden kann: „Ja, die Wirkung der Homöopathie ist wissenschaftlich bewiesen“, erklärt dazu Prof. Michael Frass, Intensivmediziner am AKH Wien, der bereits selbst zur Homöopathie in der Intensivmedizin geforscht hat und die Initiative „JA – HOMÖOPATHIE ALS KASSENLEISTUNG“ unterstützt. Die Initiative führt an, dass die Wirksamkeit der homöopathischen Medizin nicht nur durch die „vielen Hunderttausend zufriedenen Patienten“ belegt sei, „sondern auch durch unzählige wissenschaftliche Studien (vgl. Prof. Hahn, Homoeopathy: Meta-analysis of pooled clinical data) belegt und bewiesen ist.“

Der Weltverband der homöopathischen Ärzte, Liga Medicorum Homoeopathica Internationalis (LMHI), gibt auf seiner Website an, dass die ärztliche Homöopathie aktuell in über 70 Staaten durch Mitgliedsorganisationen der LMHI vertreten ist.

Placebo-Kritik: Eine Frage der Motivation?

„Als ich mit der Arbeit an diesem Buch begann, wollte ich ein flammendes Plädoyer für die Homöopathie schreiben“, behauptet Grams im ersten Satz ihres Vorworts. Gleichzeitig gibt sie an, dass eine Wirkung der Homöopathie über einen Placebo-Effekt hinaus in keiner Studie jemals festgestellt worden sei (S. 135).

„Von einer wissenschaftlich gebildeten Autorin, die von sich behauptet, dass sie ursprünglich ein ‚flammendes Plädoyer für die Homöopathie‘ habe schreiben wollen, kann erwartet werden, dass sie sich mit der Studienlage mindestens so weit auseinandergesetzt hat, dass sie die Unwahrheit dieser Behauptung erkennen konnte“, kommentiert der homöopathische Arzt Curt Kösters, Präsidiumsmitglied der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Homöopathie (WissHom) und ehemaliger Vorstand des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), die Sachlage. Er kritisiert die stark selektive Zitierung von Übersichtsarbeiten (Metaanalysen) in Grams Publikation, ohne dass sie sich überhaupt mit den einzelnen Studien befasst hat, und setzt nach: „Tatsache ist jedenfalls, dass es eine ganze Reihe von Doppelblindstudien gibt – auch von methodisch guten Studien – die eine Wirkung über den Placebo-Effekt hinaus festgestellt haben“, so Kösters. Grams sührt als scheinbaren Beleg für ihre These eine sogenannte Metaanalyse von Shang et al. aus dem Jahr 2005 an. Doch selbst die bestätigt nicht Grams falsche Tatsachenbehauptung: „Eine Auflistung von 21 qualitativ hochwertigen Doppelblindstudien mit überwiegend positivem Ergebnis hätte die Autorin bereits in der von ihr zitierten homöopathiekritschen Metaanalyse von Shang et al. finden können“, erklärt Kösters. (Den ausführlichen Artikel von Curt Kösters finden Sie hier.)

Doppelblindstudien Homoeopathie nach Shang et al

„Klinisch relevante Effekte“

„Aus Studien-Daten geht hervor, dass die Homöopathie als Therapiesystem in der Praxis klinisch relevante Effekte erbringt, unklar ist nur, woran das liegt“, erklärt Dr. Michael Teut von der Berliner Charité. „Die Daten aus der Versorgungsforschung zeigen, dass Homöopathie einen Effekt hat, der mit der konventionellen Medizin vergleichbar ist. Die Studien aus der Versorgungsforschung zeigen in der Summe ein erstaunlich einheitliches Bild: Patienten, die sich homöopathisch behandeln lassen, haben klinisch relevante Verbesserungen“, erklärt Teut. „Besonders interessant aus der Perspektive der Versorgungsforschung sind vergleichende Studien, in der die ganz normale homöopathische Arztpraxis mit der konventionellen Arztpraxis als Kontrollgruppe verglichen werden, die Therapieeffekte sind hierbei für die Homöopathie ähnlich gut wie in der konventionellen Medizin“, so Teut. Versorgungsstudien aus Großbritannien zeigten laut Teut ähnliche Ergebnisse wie in Deutschland.