Berlin, 22. Mai 2024. Der Hamburger Arzt Dr. med. Mirko Berger geht in seinem Beitrag Homöopathie – Lackmustest für die wissenschaftliche Medizin auf Behauptungen über die Unwirksamkeit der Homöopathie ein. Der Bundesverband Patienten für Homöopathie (BPH) dokumentiert diesen Beitrag in vier Teilen. Teil 4 zeigt, die mangelnde Wissenschaftlichkeit der Homöopathie-Kritik. Die in diesem Text genannten Quellen befinden sich hier.

Die vier Teile der Serie

  1. Teil: Der Wirkmechanismus homöopathischer Arzneimittel ist unbekannt, er ist mit aktuellen pharmakologischen Modellen nicht plausibel erklärbar. Deshalb wird oft die Annahme abgeleitet, Homöopathie könne prinzipiell nicht wirksam sein. Zum Beitrag.
  2. Teil: Die Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel sei nicht durch Studien belegt. Zum Beitrag.
  3. Teil: Homöopathie-Studien würde nur dann positiv ausfallen, wenn methodische Standards missachten werden, sie also von schlechter Qualität sind. Zum Beitrag.
  4. Teil: Es wird gezeigt, dass die Kritik an der Homöopathie in weiten Teilen nicht übliche wissenschaftliche Standards erfüllt.

Teil 4: Mangelnde Wissenschaftlichkeit der Homöopathie-Kritik

Die Ergebnisse der Homöopathieforschung werden vielfach in wissenschaftlichen Journalen publiziert. Wie alle anderen Publikationen durchlaufen sie zur Qualitätssicherung vor der Veröffentlichung einen unabhängigen Gutachterprozess (Peer-Review). Im Gegensatz dazu findet die kritische Auseinandersetzung mit der Homöopathie weniger in der akademischen Literatur, sondern überwiegend in Medien, Blogbeiträgen oder im Internet ihren Niederschlag (46).

Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) nennt als Grund für die geplante Streichung der Homöopathie als freiwillige Satzungsleistungen der Krankenkassen lediglich pauschal fehlende „wissenschaftliche Evidenz“. Eine tragfähige (wissenschaftliche) Begründung unter Bezugnahme auf Studienergebnisse hat das BMG nicht vorgelegt – auch nicht nach diversen Anfragen. Es gibt keine öffentlich bekannte, kritische Auseinandersetzung des BMG mit der Empfehlung in der o.g. S3-Leitlinie oder der o.g. Zusammenfassung von Metastudien – über die Entscheidungsgrundlage des BMG kann nur spekuliert werden. Dabei sollte in einem wissenschaftlich geprägten Gesundheitssystem zur Beurteilung von Wirksamkeit ein vorurteilsfreies und strukturiertes Vorgehen gemäß etablierten Standards und der freie Zugang zu den verwendeten Daten selbstverständlich sein.

Beispiel

Kritikerinnen und Kritiker der Homöopathie stützen sich u.a. bevorzugt auf eine Veröffentlichung des „European Academies Science Advisory Council“ (EASAC) von 2017. Die Arbeit wurde lediglich im Internet publiziert und hat keinen Gutachterprozess durchlaufen. Ihr Ziel bestand nicht darin, die Datenlage zur Wirksamkeit der Homöopathie wissenschaftlich auszuwerten, sondern, „ … die Kritik an den gesundheitlichen und wissenschaftlichen Behauptungen über homöopathische Produkte zu verstärken. …“ (47). Das Ergebnis stand offensichtlich schon vor Erstellung der Arbeit fest. Diese Schlussfolgerung kann aus dem Umstand gezogen werden, dass bereits bei der Rekrutierung von Autoren die Kernbotschaft formuliert wurde: „ … dass homöopathische Produkte abgesehen von ihrem Placebo-Effekt unwirksam sind …. Es wird erwartet, dass die EASAC-Arbeit von diesem Ausgangspunkt ausgeht und nicht die umfangreiche Literatur neu analysiert“ (48). Es ging also offensichtlich lediglich darum, durch die Autorität des eigenen Namens, negativen Stellungnahmen einen nachdrücklich glaub-würdigen Rahmen zu verschaffen.

Fazit

Die Ablehnung der Homöopathie wegen mangelnder Wissenschaftlichkeit muss ihrerseits wissenschaftlichen Ansprüchen genügen. Die Argumentation gegen die Homöopathie stellt das Gesundheitssystem offensichtlich vor die große Schwierigkeit, wissenschaftlich etablierte Standards einzuhalten. Insofern wird ausgerechnet die Homöopathie zum Lackmustest für die Fähigkeit der medizinischen Wissenschaft zur fairen, vorurteilsfreien und ergebnisoffenen Auseinandersetzung (64). Nur um die Homöopathie abzulehnen grundlegende wissenschaftliche Prinzipien aufzugeben, untergräbt die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft und fügt ihr letztlich genau den Schaden zu, den sie glaubt durch die Anerkennung der Homöopathie zu erleiden.

Hinweis: Die ausführliche Version des Beitrages und das Quellenverzeichnis finden Sie hier.

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BPH-Informationen zur Homöopathie

  • Informationen zur Selbstbehandlung mit Homöopathie, Arzneimittelbildern und Erkrankungen erhalten Sie hier.
  • BPH-Broschüre Homöopathie to go können Sie durchblättern und online für 5,50 Euro bestellen.
  • Aktuelle Informationen zur Homöopathie Forschung.
  • Informationen zu homöopathischen Arzneimitteln beim BfARM
  • Gesetzliche Krankenkassen und private Zusatzversicherungen, Informationen gibt es hier.