Was hat die Homöopathie zur Prävention zu sagen? Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, schrieb in seinem Grundlagenwerk „Organon der Heilkunst“ im 4. Paragrafen: „Der Arzt ist zugleich ein Gesundheit- Erhalter, wenn er die Gesundheit störenden und Krankheit erzeugenden und unterhaltenden Dinge kennt und sie von den gesunden Menschen zu entfernen weiß.“ Die Prävention in allen Formen ist fundermentaler Bestandteil der homöopathischen Lehre und Praxis. Wenn sie möglich ist – und sie ist fast immer möglich – gehört ihr der erste Rang, vor der Therapie.

Die Medizin kennt ursprünglich drei Arten der Prävention, die vor einigen Jahren durch eine vierte ergänzt wurde. Zu allen Formen der Vorbeugung hat die Homöopathie einen Beitrag zu leisten.

Gesund bleiben

Zur primären Prävention zählen alle Maßnahmen, die beim Gesunden ansetzen, um ein Krankwerden zu verhindern. Die heutige Medizin nennt in erster Linie eine gesunde Lebensweise und eine ausgewogene Ernährung. Hahnemann nannte vor 180 Jahren in seinem Organon der Heilkunst die Begriffe Lebensordnung und Diät. In der Lehre der Homöopathie gilt das Prinzip der Individualisierung auch für diesen Bereich. Jeder Mensch braucht die ihm gemäße Lebensweise und Ernährung, die seiner Natur und seinem Naturell entsprechen. Eine individuelle Untersuchung, wie sie auch in der homöopathischen Anamnese des Kranken vorgenommen wird, kann für den Gesunden die jeweils geeigneten Maßnahmen der primären Prävention aufzeigen. Verschiedene Einzelbeobachtungen haben zudem gezeigt, dass die homöopathische Behandlung von Schwangeren das Auftreten von Krankheiten bei ihren Kindern verhüten kann. Systematische Untersuchungen zu dieser Annahme liegen nicht vor.

Nach einer Erkrankung

Die sekundäre Prävention bezeichnet Maßnahmen, die nach einer Krankheitsphase eingesetzt werden, um das erneute Auftreten zu verhindern, oder nach Feststellung einer Gesundheitsstörung eine manifeste Erkrankung zu vermeiden. In der heutigen Medizin zählt dazu zum Beispiel die Gabe von Blutfett senkenden Arzneimitteln, die vor Herzinfarkt und Schlaganfall schützen sollen. In der sekundären Prävention liegt ein großes Anwendungsgebiet der Homöopathie. Leichte Gesundheitsstörungen werden nach vorherrschender Betrachtungsweise oft als Bagatellerkrankungen bezeichnet. Homöopathische Ärzte sehen sie dagegen als erste Anzeichen chronischen Krankseins und behandeln sie mit einem individuell gewählten Arzneimittel (Konstitutionsmittel). Solche Behandlungen sind in unzähligen Einzelfällen beschrieben. Ihre Wirkung liegt idealerweise in der Wiederherstellung voller Gesundheit.

Verhinderung von Komplikationen

Die tertiäre Prävention ist die Verhinderung von Komplikationen bei manifester und nicht mehr heilbarer chronischer Krankheit. Klassisches Beispiel ist die sorgfältige Blutzucker- „Einstellung“ eines Diabetikers, um Komplikationen wie Herzinfarkt oder Fußgeschwüren vorzubeugen. Auch hier ist die Homöopathie erfolgreich, wenn auch die größeren Chancen – wie generell in der Medizin – in einer in früheren Phasen begonnenen Behandlung liegt. Immerhin kann sogar bei unheilbaren chronischen Krankheiten die sogenannte palliative Anwendung homöopathischer Mittel den Krankheitsprozess verlangsamen und chemische Arzneimittel einsparen. Das verringert in der Praxis Arzneikomplikationen.

Bewahrung des Patienten

Die Quartärprävention ist ein Begriff, der 1996 von Gisela C. Fischer eingeführte wurde. Er bedeutet die Bewahrung des Patienten vor einem Zuviel an medizinischer Intervention. Ein Punkt, der bereits von Hahnemann sehr ernst genommen wurde: Die Vermeidung überflüssiger Eingriffe und die Reduzierung nebenwirkungsreicher, konventioneller Pharmaka sind wesentliche Elemente der homöopathischen Praxis und ein generell wichtiger Aspekt einer ethischen Medizin.

Foto: iStock