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Die Kostenübernahmen für homöopathische Arzneimittel durch die Krankenkassen sollen auch in Zukunft bestehen bleiben.

Dies verkündete Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am vergangenen Dienstagabend beim „Berliner Salon“ des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) in Berlin. Er begründete den Entschluss damit, dass von rund 40 Milliarden Euro der jährlichen Arzneimittel-Ausgaben gesetzlicher Krankenkassen nur etwa 20 Millionen Euro für homöopathische Arzneimittel gezahlt würden. Darüber könne man emotional diskutieren und dabei vielen vor den Kopf stoßen. Oder man könne sich fragen, ob es das angesichts der gesamten Größenordnung wert sei. Jens Spahn habe sich entschlossen, es sei „so okay“.

Homöopathie gehört in Deutschland nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherungen. Anders als in der Schweiz: Hier wurde die Homöopathie im Jahr 2017 nach eingehender wissenschaftlicher Prüfung zeitlich unbegrenzt in die Erstattung durch die für alle Schweizer obligatorische Grundversicherung aufgenommen.

Die Deutschen begrüßen Schweizer Medizin-Modell

Eine repräsentative Forsa-Befragung im Auftrag des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte ergab, dass die Deutschen das Schweizer Medizin-Modell begrüßen. Bei der Frage „In der Schweiz wird das Modell der Integrativen Medizin umgesetzt, wobei konventionelle Medizin (Schulmedizin) und Heilmethoden der besonderen Therapierichtungen wie Naturheilkunde und Homöopathie von Ärzten eingesetzt werden können und von der gesetzlichen Krankenkasse bezahlt werden. Würden Sie es begrüßen, wenn dieses Modell auch für Deutschland umgesetzt würde oder würden Sie das nicht begrüßen?“ gaben 79 Prozent der Befragten an, dass sie das Schweizer Modell einer Integrativen Medizin inkl. der Homöopathie für Deutschland begrüßen. Nur 11 Prozent begrüßen es nicht. 10 Prozent trauten sich kein Urteil zu („Weiß nicht“).

Entscheidung für Vielfalt in der Medizin

Die Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, Dr. Michaela Geiger, befürwortet den Entschluss des Gesundheitsministers: „Herr Spahn hat sich für die Vielfalt und gegen eine ‚Monokultur‘ in der Medizin entschieden. Wir begrüßen das. Mit integrativen Behandlungsmethoden respektieren und berücksichtigen wir die Individualität jedes einzelnen Menschen.“

Verbote und Einschränkungen bei der Homöopathie lehnen die Deutschen ab

Das Meinungsforschungsinstitut Kantar TNS führte 2018 eine Umfrage durch, bei der 1.050 Deutsche zu ihrer Einstellung bezüglich medizinischen Therapieformen und Arzneimitteln befragt wurden. Mit 60 Prozent lehnte die Mehrheit der befragten Frauen und Männer Einschränkungen der Erstattung von homöopathischen Arzneien durch die Krankenkassen ab. Mit Blick auf ein mögliches generelles Verbot von Medikamenten aus der Naturmedizin bzw. Homöopathie war der Widerstand noch größer, 72 Prozent der Befragten sprechen sich dagegen aus.

Jens Spahn folgt mit seinem Entschluss dem Wunsch der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland

Laut einer weiteren repräsentativen Forsa-Umfrage aus dem Jahr 2018 wächst der Verwenderkreis der Homöopathie in Deutschland immer weiter. Während im Jahr 2010 noch 45 Prozent der Bevölkerung „selbst schon einmal Erfahrungen mit Homöopathie bzw. der Verwendung homöopathischer Arzneimittel gemacht“ haben, waren es 2018 bereits 53 Prozent.