Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) hat Ende 2017 eine Mitgliederbefragung durchgeführt, 566 homöopathische Ärztinnen und Ärzte nahmen an der Befragung teil. Insgesamt führen in Deutschland rund 7.000 approbierte Mediziner die Zusatzbezeichnung Homöopathie und wenden die Methode täglich an.

75 Prozent verschreiben deutlich weniger Medikamente als ihr Fachgruppenschnitt

Im Vergleich zu ärztlichen Kollegen mit ähnlichem Tätigkeitsfeld (Fachgruppenschnitt der Kassenärztlichen Vereinigungen, KV) verschreiben 75 Prozent der homöopathischen Ärzte deutlich weniger Arzneimittel. Die größte Gruppe (22 Prozent) gab an, dass die Einsparungen von Medikamenten in den homöopathischen Praxen bei 60 bis 80 Prozent im Vergleich zum Fachgruppenschnitt liegen.

„Das Thema Übermedikation wird in der deutschen Ärzteschaft immer stärker wahrgenommen und diskutiert“, sagt Cornelia Bajic, 1. Vorsitzende des DZVhÄ, „spätestens wenn ein Patient fünf Arzneimittel parallel einnimmt, hat er den Boden evidenzbasierter Medizin gänzlich verlassen“. Vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung und den gestiegenen Zahlen von Patienten mit chronischen Erkrankungen wachse die Anzahl risikoreicher Medikationen täglich.

Abb. 1: Ärztliche Praxis (n=566)

Frage: Im Vergleich zum Fachgruppenschnitt (KV) verschreibe ich:

20% weniger konventionelle Arzneimittel

10%

20%-40% weniger konventionelle Arzneimittel

22%

40%-60% weniger konventionelle Arzneimittel

21%

60%-80% weniger konventionelle Arzneimittel

22%

Verschreibung in etwa identisch mit Fachgruppenschnitt

5%

Verschreibung von mehr konventionellen Arzneimitteln als im Fachgruppenschnitt

0,3%

Weiß ich nicht

19%

Quelle: DZVhÄ

„Ein großer Vorteil der ärztlichen Homöopathie ist es, dass der Arzt grundsätzlich versucht, den Patienten mit einem sogenannten Einzelmittel – also mit nur einem homöopathischen Wirkstoff – zu behandeln“, so Bajic. Das führe in der Praxis dazu, dass Patienten, die bereits zahlreiche Medikamente einnehmen, ganzheitlich betrachtet und behandelt werden. „In sehr vielen Fällen können dann konventionelle Medikamente eingespart werden, was die Lebensqualität der Betroffenen erheblich steigert“, erklärt Bajic. Insbesondere sei sie stolz darauf, dass die homöopathisch arbeitenden Kollegen mit dem Einsparen von Antibiotika die Bildung von resistenten Krankheitserregern nicht weiter befeuerten.

Homöopathie als Integrative Medizin – auch bei Krebs

„Die Homöopathie ist grundsätzlich nicht vereinbar mit der konventionellen Medizin.“ Dieser Aussage erteilte die homöopathische Ärzteschaft in Deutschland eine klare Absage. 95 Prozent der Ärzte stimmten diesem Statement nicht zu. „Das Ergebnis beschreibt das Hand-in-Hand der Methoden, wie es von unseren Ärzten täglich gelebt wird“, erklärt Bajic wenig überrascht. Dr. Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, habe sich seinerzeit zwar explizit gegen eine Kombination von Homöopathie und der damaligen „Schulmedizin“ ausgesprochen. Diese habe sich allerdings – ebenso wie die Homöopathie – in den letzten 200 Jahren deutlich weiterentwickelt. „Heute spricht rein gar nichts gegen eine Kombination der Heilmethoden zum Wohle des Patienten“, so Bajic. Dementsprechend konsensfähig war die Aussage: „Homöopathische Ärzte setzen die Homöopathie – ganz im Sinne einer Integrativen Medizin – je nach Fall alternativ, ergänzend oder gar nicht ein.“ Rund 90 Prozent der homöopathischen Ärzte sprachen sich für dieses Vorgehen aus.

„Kritiker behaupten noch immer gelegentlich, dass Homöopathen die konventionelle Medizin ablehnen würden und dies für Patienten gefährlich sein könne“, erklärt Bajic, „wer das behauptet, ist in der modernen Integrativen Medizin des 21. Jahrhunderts noch nicht angekommen“. Fast 100 Prozent der homöopathischen Ärzte erteilte beispielsweise der Aussage „Krebs sollte in den meisten Fällen alternativ (ohne jede konventionelle Therapie) mit Homöopathie behandelt werden“ eine deutliche Absage. Die homöopathische Ärzteschaft ist auf eine Integrative Krebsmedizin zum Wohle des Patienten ausgerichtet.

Nur bei Therapienotstand – also bei Patienten, die aus Sicht der konventionellen Medizin als „austherapiert“ bezeichnet werden – sowie in Einzelfällen, bei denen ein Patient nach vollständiger, onkologischer Aufklärung über seine Prognose und Therapieoptionen die Fortführung von Maßnahmen der konventionellen Medizin verweigert hat, kann die homöopathische Behandlung über die konventionelle Therapie hinaus fortgesetzt werden.

Der DZVhÄ hat bereits im Juni 2017 seine Position bekräftigt, dass von homöopathischen Ärzten in Deutschland die Homöopathie nur begleitend zur konventionellen Krebs-Therapie eingesetzt wird. „Wer dagegen verstößt, bewegt sich im Dunstkreis unseriöser Anbieter und selbst ernannter Gurus“, erklärt Bajic. Auch wenn ärztliche Kollegen anderer Länder auf einem internationalen Medizinerkongress – der immer ein Forum kontroverser und manchmal auch polarisierender Positionen sei – dazu andere Meinungen im offenen Diskurs äußerten, „entspricht das nicht dem praktischen Vorgehen und der Position der homöopathischen Ärzteschaft in Deutschland“, so Bajic.

Zufriedene Mitglieder

Die Zustimmungswerte und Angaben zur Zufriedenheit in Bezug auf die Führung des DZVhÄ sind stabil. Nur gerade 2 Prozent der Befragten sind insgesamt „gar nicht zufrieden“ mit der Arbeit ihres Berufsverbands, rund 10 Prozent gaben an „eher nicht zufrieden“ zu sein. Über 80 Prozent sind dagegen sehr zufrieden oder zufrieden mit der Arbeit des DZVhÄ. Bajic: „Auf diesen Ergebnissen werden wir uns keinesfalls ausruhen, Ziel des DZVhÄ war es immer, möglichst alle Mitglieder zu erreichen und mitzunehmen.“ Innovationen seien bereits in der Pipeline.