Akne ist eine Hauterkrankung, die oftmals in der Pubertät beginnt und die in vielen Fällen durch eine verstärkte Talgproduktion sowie Verhornungsstörungen im Ausgang der Talgdrüsen erklärbar ist. Lässt sich Akne allein durch eine homöopathische Behandlung heilen? Ja, sagt der Münchner Facharzt für Innere Medizin Dr. med. Ulf Riker: „Man kann Akne im Prinzip allein mit Homöopathie behandeln und auch zum Abheilen bringen.“ Dies setzt allerdings voraus, dass sich der Patient sehr gut selbst beobachten kann, um die für jede homöopathische Arzneifindung notwendigen individuellen Merkmale zu finden. Dr. Ulf Riker ist Arzt für Innere Medizin, Homöopathie und Naturheilverfahren in München und arbeitet seit zwei Jahrzehnten klassisch-homöopathisch. Er war u. a. leitender Arzt eines internistischen Akutkrankenhauses mit den Therapieschwerpunkten Naturheilkunde und Homöopathie. Im folgenden Interview erläutert er seine Erfahrungen im Umgang mit Akne-Patienten.

Interview mit Dr. med. Ulf Riker

Herr Riker, gibt es besondere Herausforderungen im Umgang mit Akne-Patienten, die durch Homöopathie lösbar sind?

Dr. med. Ulf Riker: Akne kann in hohem Maße kosmetisch störend sein, und das wirkt sich selbstverständlich gerade in einer Zeit des persönlichen Umbruches und der Selbstfindung, also in der Pubertät negativ aus. Der Arzt sollte den individuellen Leidensdruck des Patienten ernst nehmen. Aber jeder Mensch geht mit derartigen Herausforderungen unterschiedlich um. Die individuelle Strategie der Bewältigung lässt sich durch homöopathische Einzelmittel positiv beeinflussen. Gefragt ist dabei aber nicht nur der Homöopath als Arzt, sondern auch als Mensch, der seinen Patienten als beratender und geduldiger Begleiter zur Seite steht.

Wie therapieren Sie Patienten mit Akne vulgaris, und welche Rolle spielt dabei die Homöopathie?

Dr. med. Ulf Riker: Wichtig ist zunächst, den subjektiven Leidensdruck ernst zu nehmen, aber auch darauf hinzuweisen, dass die Betroffenen selbst Einiges zur Linderung leisten können. Zum Beispiel sollte der Säureschutzmantel der Haut geschützt werden, indem nicht zu häufig und nur mit ph–neutralen Waschsubstanzen gereinigt wird. Es kann sich auch lohnen, versuchsweise über einen Zeitraum von mehreren Wochen konsequent auf Zucker und Süßigkeiten zu verzichten und zu beobachten, ob sich das Hautbild allein hierdurch schon bessert; im positiven Fall würde sich die Fortsetzung dieser „Diätmaßnahme“ lohnen. Die Homöopathie ist in der Lage, eine  familiäre und konstitutionelle Bereitschaft zur Aknebildung tiefgreifend zu verbessern. Dies gilt sowohl für typische Pubertätsakne als auch für verlängert oder später auftretende Akneformen.

Können Sie Auslöser für Akne benennen?

Dr. med. Ulf Riker: Offensichtlich gibt es eine deutliche genetische Komponente für die Akne, deren Hauptursachen verstärkte Talgproduktion und Verhornungsstörungen im Ausgang der Talgdrüsen sind. Die Ausprägung und das Verteilungsmuster der Hauterscheinungen kann dabei sehr stark variieren. Unklar ist, ob sich beispielsweise Zigarettenrauch, spezielle Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder Stress negativ auswirken.

Homöopathie Akne

Reicht bei einer Aknediagnose eine homöopathische Behandlung aus? Oder wird die Homöopathie ergänzend eingesetzt?

Dr. med. Ulf Riker: Man kann Akne im Prinzip allein mit Homöopathie behandeln und auch zum Abheilen bringen. Eine Schwierigkeit kann darin bestehen, dass die Patienten sich zwar sehr unwohl in ihrer Haut fühlen, dieses Leiden und die dazugehörigen Symptome aber schwer beschreiben können. Es ist eine Herausforderung, das für jede homöopathische Arzneifindung notwendige Individuelle und Spezielle im Einzelfall zu erkennen. Eine erfolgreiche Behandlung setzt also viel „Fingerspitzengefühl“ in der Führung des Anamnese-Gespräches und homöopathische Therapieerfahrung voraus. In manchen Fällen können begleitende kosmetische Maßnahmen dazu beitragen, die Patienten durch schwierige Behandlungsphasen zu leiten. Auch Pflege- oder Diäthinweise sind im Einzelfall hilfreich.

Wie unterscheidet sich die Vorgehensweise und Behandlung eines homöopathischen Arztes von der eines klassischen Schulmediziners beim Umgang mit einem Akne-Patienten?

Dr. med. Ulf Riker: Homöopathische Ärzte nehmen ihre Patienten unabhängig von der Art der zu behandelnden Krankheit immer als vollständigen lebendigen Organismus war, zu dessen Krankwerden eine Störung oder Schwächung der Lebenskraft ursächlich war. In der Schulmedizin sind zwar auch gewisse Verbindungen zwischen der Haut einerseits und inneren Organen, dem Hormonsystem oder dem Seelenzustand andererseits bekannt, meistens wird aber nur die Haut isoliert so behandelt, als gebe es die genannten Zusammenhänge gar nicht. Das führt in den meisten Fällen zu im Wortsinn „oberflächlichen“ Therapien. Die Hautsymptome werden zwar besser oder verschwinden, die zu Grunde liegenden konstitutionellen Zusammenhänge bleiben aber vollkommen unberücksichtigt.

Viele Medikamente, die gegen Akne eingesetzt werden, haben Nebenwirkungen. Kann eine homöopathische Behandlung Nebenwirkungen vermeiden?

Dr. med. Ulf Riker: Wenn es auf homöopathischem Wege gelingt, die Akne nachhaltig zu heilen, dann sind selbstverständlich allopathische Medikamente mit ihren teilweise erheblichen Nebenwirkungen überflüssig. Mehr noch: Es fehlen nicht nur die Nebenwirkungen, sondern oft auch die Rückfälle. Und noch ein wichtiger Aspekt sollte Erwähnung finden: Eine gut gewählte homöopathische Arznei gegen Akne kann darüber hinaus auch begleitende andere Beschwerden lindern oder heilen, die aus schulmedizinischer Sicht womöglich andere Fachrichtungen und zusätzliche Therapien auf den Plan rufen würden. Es gibt also sehr wohl Nebenwirkungen einer homöopathischen Behandlung, aber glücklicherweise nur positive.

Kann man Ihrer Erfahrung nach an Akne Erkrankte mithilfe der Homöopathie heilen?

Dr. med. Ulf Riker: Eindeutig ja. Heilbarkeit durch Homöopathie setzt aber voraus, dass sich die Patienten sehr gut selbst beobachten und das Wahrgenommene präzise schildern können. Therapeuten ihrerseits müssen in der Lage sein, eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen, in der sich Patienten zwanglos öffnen können. Entsprechende homöopathische Erfahrung, Arzneikenntnis und regelmäßige eigene Fortbildung inklusive Supervision sind dabei selbstverständlich und notwendig.

Was kann ich tun, um mich vor Akne zu schützen?

Dr. med. Ulf Riker: Akne tritt bei beiden Geschlechtern oft in der Pubertät auf, davor kann man sich nicht schützen. In vielen Fällen von Akne, die nach dieser Lebensphase auftritt, kann eine hormonelle Dysbalance fortbestehen, die konstitutionell verankert ist. Es gibt keinen sicheren Schutz, aber die Möglichkeit, durch vernünftige Lebensordnung Einfluss zu nehmen. Der beste Schutz ist im Idealfall eine konsequente homöopathische Behandlung, die dem Organismus hilft, seine inneren Funktionen in stabiler und gesundheitsfördernder Balance zu halten.

Das Interview führte Björn Bendig.

Links zum Thema:

Homepage von Dr. med. Ulf Riker, München

Medizinforschung: CAM-Quest Datenbanksuche zum Thema „Hautkrankheiten“

PubMed: Effect of homeopathic treatment of 60 Japanese patients with chronic skin disease.

Beitragsbild: ©Pexels