Selbstmedikation in der Homöopathie

Die homöopathische Selbstbehandlung gehört seit vielen Jahren zum festen Bestandteil der häuslichen Gesundheitsvorsorge. Viele Menschen nutzen homöopathische Arzneien, um leichte, klar einzuordnende Beschwerden eigenständig zu begleiten. Damit dies sinnvoll und sicher geschieht, hilft ein grundlegendes Verständnis der homöopathischen Vorgehensweise und ihrer Grenzen.

Was versteht man unter Selbstmedikation?

Selbstmedikation bedeutet, homöopathische Arzneien eigenständig auszuwählen und kurzfristig anzuwenden, ohne zuvor eine ärztliche oder therapeutische Behandlung zu beginnen.

Sie eignet sich bei Beschwerden, die:

  • plötzlich auftreten,

  • klar zuzuordnen sind,

  • und erfahrungsgemäß gut auf homöopathische Impulse reagieren.

Typische Anwendungsgebiete in der Selbstmedikation sind z. B.:

  • beginnende Erkältungsbeschwerden,

  • leichte Verletzungen wie Verstauchungen oder Prellungen,

  • Insektenstiche,

  • vorübergehende Magen-Darm-Beschwerden,

  • innere Unruhe, Prüfungs- oder Belastungssituationen.

Wie wird ein homöopathisches Mittel ausgewählt?

Die Auswahl orientiert sich an der klassischen homöopathischen Vorgehensweise:
Zentral sind die charakteristischen Symptome, also jene Merkmale, die den aktuellen Zustand eines Menschen besonders prägen. Dazu gehören unter anderem:

  • Art und Qualität der Beschwerden (z. B. stechend, pochend, plötzlich einsetzend)

  • begleitende Modalitäten (Was bessert? Was verschlechtert?)

  • auslösende Faktoren (Kälte, Überanstrengung, Ärger, Verletzung usw.)

  • allgemeines Verhalten und Befinden

Diese individuelle Betrachtung ermöglicht eine Mittelwahl, die zum Gesamtbild der Beschwerden passt.

Die Ähnlichkeitsregel als Grundlage der Selbstmedikation

Die homöopathische Mittelwahl folgt der Ähnlichkeitsregel („Similia similibus curentur“).
Sie beschreibt das Grundprinzip, dass ein Arzneimittel gewählt wird, dessen Wirk- und Symptomprofil dem aktuellen Beschwerdebild möglichst ähnlich ist.

In der Praxis bedeutet das:
Ein Mittel wird dann in Betracht gezogen, wenn seine in Arzneimittelprüfungen oder langjähriger klinischer Erfahrung beschriebenen Symptome die individuelle Situation widerspiegeln – in Art, Intensität und begleitenden Umständen.

Gerade in der Selbstmedikation hilft dieses Prinzip, ein Mittel auszuwählen, das den Organismus gezielt anregt, seine natürlichen Regulationsmechanismen zu nutzen.

Welche Potenzen eignen sich für die Selbstbehandlung?

Für die homöopathische Selbstmedikation haben sich insbesondere niedrige und mittlere Potenzen bewährt, etwa:

Potenz:
Niedrig: D und C1
Mittel: D und C8

Hoch: D und C30

Wirkungsdauer:
bis 6-10 Minuten bis Stunden
bis 12 Stunden bis Tage
Stunden bis Wochen
 
Wirkung
körperlich
körperlich / psychisch
stark körperlich / stark psychisch

Sie werden bei akuten Beschwerden traditionell in kurzen Abständen eingenommen, die sich verlängern, sobald eine Besserung eintritt.

➡ Verweis: Eine ausführliche Beschreibung der Potenzen und ihrer Anwendung finden Sie hier.

Wie oft wird die Arznei eingenommen?

Homöopathische Arzneien werden nicht nach der Uhr, sondern nach Bedarf genommen und ebenso auch wiederholt. In akuten Fällen sollte schon nach 15 Minuten eine Verbesserung eintreten. Erst wenn sich nach anfänglicher Besserung kein weiterer Fortschritt zeigt, sollte das Mittel frühestens nach 15 Minuten wiederholt werden, beim dritten Mal frühestens nach 30 Minuten. Bei Bedarf kann die Arznei bis zu viermal am Tag wiederholt werden. Solange eine Wirkung anhält, das heißt, die Besserung voranschreitet, wird abgewartet. Erst bei Stillstand der Wirkung oder erneutem Auftreten der alten Beschwerden wird die Einnahme wiederholt. Haben sich die Symptome verändert, muss das Arzneimittel neu bestimmt werden. Bei Wiederholung des Mittels in kurzer Zeit sollte man nach der sogenannten „Wasserglas-Methode“ vorgehen: Man gibt ein bis drei Globuli in etwa 100ml Wasser und nimmt davon jedes Mal, wenn nötig, einen Eierlöffel (kein Metall) voll ein, nachdem man zuvor kräftig umgerührt hat. Dies wird auch verkleppern genannt.

Checkliste: Einnahme homöopathischer Arzneien

  • auf der Zunge zergehen lassen, so lange wie möglich im Mund behalten
  • zeitlichen Abstand zu Essen und Trinken (außer bei Wasser) von mindestens 10 Minuten beachten, besser: 30 Minuten
  • 1 Gabe sind 2 bis 3 Globuli
  • bei akuten Beschwerden 15 Minuten, ab der dritten Gabe 30 Minuten abwarten, ob Besserung eintritt, „Wasserglas-Methode“ anwende

Wann ist eine ärztliche Abklärung notwendig?

Die homöopathische Selbstmedikation hat klare Grenzen. Eine ärztliche Untersuchung ist angezeigt, wenn:

  • Beschwerden stark, ungewöhnlich oder anhaltend sind,

  • Fieber mehrere Tage besteht,

  • Atemnot, starke Schmerzen oder Kreislaufprobleme auftreten,

  • Kinder sichtbar abgeschlagen oder beeinträchtigt wirken,

  • sich das Allgemeinbefinden deutlich verschlechtert.

Homöopathie kann in solchen Situationen begleitend eingesetzt werden, ersetzt aber keine medizinische Diagnostik.

Hinweise für eine verantwortungsbewusste Anwendung

  • Beobachten Sie Veränderungen des Befindens aufmerksam.

  • Bei Besserung: Einnahme reduzieren oder pausieren.

  • Keine langfristige Selbstbehandlung ohne fachkundige Begleitung.

  • Wenn Unsicherheit besteht, gilt: lieber einmal zu viel nachfragen als zu wenig.


Weiterführende Inhalte


Informationen zur Homöopathie

In der Rubrik „Behandlung“ der BPH-Webseite finden Sie viele weitere Informationen über die Selbstmedikation und die Beschreibungen von Arzneimitteln und Erkrankungen. Hier wird auch beschrieben, wie eine professionelle homöopathische Behandlung funktioniert.

  • Informationen zur Selbstbehandlung mit Homöopathie, Arzneimittelbildern und Erkrankungen erhalten Sie hier.
  • BPH-Broschüre Homöopathie to go können Sie durchblättern und online für 5,50 Euro bestellen.
  • Aktuelle Informationen zur Homöopathie Forschung.
  • Informationen zu homöopathischen Arzneimitteln beim BfARM
  • Gesetzliche Krankenkassen und private Zusatzversicherungen, Informationen gibt es hier.
 

 

FAQ

 

Wann kann Homöopathie sinnvoll in der Selbstmedikation eingesetzt werden?

Homöopathische Arzneien werden häufig bei akuten, klar erkennbaren Beschwerden genutzt, etwa Erkältungssymptomen, kleineren Verletzungen, Magen-Darm-Beschwerden oder leichten Verstimmungen. Voraussetzung ist, dass die Beschwerden eindeutig einzuordnen sind und der Verlauf überschaubar bleibt.

Welche Potenzen eignen sich für die Selbstmedikation?

In der Regel kommen niedrige Potenzen wie D6 oder D12 zum Einsatz. Sie eignen sich gut für akute Situationen und können für kurze Zeit selbst angewendet werden. Höhere Potenzen gehören in die Hände erfahrener Therapeutinnen oder Therapeuten, da sie eine individuelle Fallanalyse erfordern.

Wie oft darf ich ein homöopathisches Mittel einnehmen?

Bei akuten Beschwerden wird ein Mittel meist in kurzen Abständen gegeben, zum Beispiel alle 1–2 Stunden, später seltener. Sobald eine deutliche Besserung eintritt, sollte die Einnahme reduziert oder beendet werden. „Viel hilft viel“ gilt nicht – die Reaktion des Körpers ist entscheidend.

Wann sollte ich die Selbstmedikation abbrechen und ärztlichen Rat einholen?

Wenn sich Beschwerden verschlimmern, ungewöhnlich verlaufen, länger als wenige Tage anhalten oder Sie unsicher sind, sollten Sie ärztlichen Rat einholen. Auch bei Fieber, starken Schmerzen, Atemnot, Kreislaufproblemen oder Beschwerden bei Kindern und Säuglingen gilt: lieber früher abklären lassen.

Kann ich ein homöopathisches Mittel wechseln, wenn es nicht hilft?

Ja, aber mit System: Wenn nach mehreren Einnahmen keine Veränderung eintritt, war das Mittel vermutlich nicht passend gewählt. In diesem Fall sollten Sie die Symptome noch einmal genau prüfen und ein anderes Mittel in Betracht ziehen. Bei Unsicherheit empfiehlt sich professionelle Unterstützung.

Darf ich homöopathische Mittel mit konventionellen Medikamenten kombinieren?

In vielen Fällen ja. Homöopathische Arzneien können begleitend zu schulmedizinischen Medikamenten eingesetzt werden. Wichtig ist, ärztliche Therapien nicht ohne Rücksprache zu unterbrechen und bei bestehenden Erkrankungen immer fachkundigen Rat einzuholen.

Wie schnell wirkt ein homöopathisches Mittel bei akuten Beschwerden?

Akute Beschwerden reagieren oft innerhalb kurzer Zeit – manchmal bereits nach den ersten Gaben. Bleibt eine Wirkung aus oder verschlechtert sich der Zustand, sollte die Selbstbehandlung überdacht und gegebenenfalls beendet werden.