Medizinischer Hintergrund

Bauchschmerzen können sehr vielfältige Ursachen haben. Daher ist zunächst wichtig zu wissen, ob Vorerkrankungen oder spezielle Untersuchungsbefunde bekannt sind. An die folgenden häufigsten Ursachen von Bauch- und Magenschmerzen ist zu denken:

1. Magen und Bauchschmerzen

Sind in der Vorgeschichte Magenschleimhautentzündungen (Gastritis) oder sogar Magengeschwüre (Ulcus des Magens oder auch des anschließenden Zwölffingerdarmes) bekannt? Werden die Bauchschmerzen an typischer Stelle im mittleren Oberbauch im Winkel zwischen den unteren Rippenbögen wahrgenommen? Strahlt der Schmerz aus, zum Beispiel zum Rücken? Bestand schon längere Zeit starkes Sodbrennen?

Ging dem Beginn der Bauchschmerzen eine typische schmerzauslösende Ursache voraus, zum Beispiel starker beruflicher oder privater Stress, evtl. auch Schlafmangel, starker Zigarettenkonsum, zu reichlicher Alkoholgenuss?

2. Gallenblase und Bauchschmerzen

Sind aus Voruntersuchungen (zum Beispiel Ultraschall) Gallensteine bekannt oder gab es in der Vergangenheit ähnliche, meist im rechten Oberbauch lokalisierte kolikartige Schmerzen? Geht dieser Schmerz mit Fieber einher, ist immer auch an eine Gallenblasenentzündung (Cholezystitis) zu denken.

Sind diese Bauchschmerzen zum Beispiel nach einer besonders fettreichen Mahlzeit entstanden?

3. Bauchspeicheldrüse und Bauchschmerzen

Werden die Bauchschmerzen als besonders tief im Oberbauch und vielleicht gürtelförmig, zum Rücken oder zur linken Schulter ausstrahlend wahrgenommen, von bohrendem Charakter und vielleicht mit starker Übelkeit und/oder Durchfall begleitet, so kann es sich um eine prinzipiell immer gefährliche Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) handeln, die ohne Zeitverzug in fachärztliche Behandlung gehört. Diese Erkrankung wird oft durch allzu fettreiche Ernährung und/oder Alkohol ausgelöst.

4. Dünndarm und Dickdarm

Sind die Bauchschmerzen diffus im ganzen Bauchraum verteilt? Gehen sie mit starker Gasauftreibung des Bauches einher? In diesem Falle kann es sich um eher harmlose Blähungskoliken handeln, wie sie auch in Zusammenhang mit Verstopfung (Obstipation) auftreten können. Gehen sie mit Durchfällen einher, so kann es sich um einen Darminfekt durch Viren oder Bakterien handeln. Wenn die Durchfälle freilich blutig sind, so muss man auch an eine beginnende entzündliche Darmerkrankung denken. Ist der Schmerz im rechten Unterbauch lokalisiert, so sollte von einem Arzt in jedem Falle auch eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) ausgeschlossen werden!

5. Nieren und Bauchschmerzen

Auch Krankheiten einer oder beider Nieren können als „Bauchschmerzen“ wahrgenommen werden. Sind Nierensteine bekannt? In diesem Falle können die meist kolikartigen Schmerzen entlang der Harnleiter bis in den Unterbauch, die Blase oder bei Männern auch in die Hoden ausstrahlen. Meist werden Schmerzen der Nieren jedoch eher im Rücken in Höhe des Unterrandes der hinteren Rippenbögen empfunden.

6. Blase und Bauchschmerzen

Schmerzen, die von der Blase ausgehen, sind im Falle von Entzündungen oder Infekten (Zystitis) meist mit entsprechenden Beschwerden beim Wasserlassen verbunden und so eher leicht abzugrenzen (siehe Kapitel „Blasenbeschwerden„)

7. Weibliche Genitalien und Bauchschmerzen

Ihre spezielle Lokalisation im Becken, evtl. mit Ausstrahlungen zum Rücken, in die äußere Genitalregion oder in die Oberschenkel sollte dazu führen, einen Gynäkologen aufzusuchen, damit etwaige Eierstockentzündungen (Adnexitis) oder Eierstockzysten, in Einzelfällen aber auch Tumoren oder eine Eileiterschwangerschaft ausgeschlossen werden kann. Dasselbe gilt bei zyklusbegleitenden Schmerzen auch für die Frage nach einer Endometriose.

8. Herz und Bauchschmerzen

Oberbauchschmerzen, die an den Magen oder die Gallenblase denken lassen, können in Einzelfällen auch von einer Durchblutungsstörung der Herzkranzgefäße, vor allem im Bereich der Herzhinterwand ausgelöst werden. Daran ist zu denken, wenn aus der Vorgeschichte ein Bluthochdruck (Hypertonie) oder ein anderer Risikofaktor (zum Beispiel erhöhtes Cholesterin) bekannt sind oder bereits Symptome einer Angina pectoris in der Vergangenheit aufgetreten sind. Auch in diesem Fall sollte selbstverständlich umgehend eine Arzt zu Rate gezogen werden!

Allgemeine Maßnahmen

In vielen Fällen kann bei Bauchschmerzen eine lokale Wärmeanwendung Linderung herbeiführen; dies gilt vor allem bei krampfartigen Schmerzen. Auch die Zufuhr von warmem (nicht heißem!) Tee in kleinen Schlückchen wird vor allem bei Magenschmerzen hilfreich sein; hierbei eignet sich besonders Kamillentee. Die selbstständige Einnahme von Schmerzmitteln sollte in aller Regel unterbleiben, bevor die Situation nicht mit einem Arzt besprochen wurde; bestimmte Schmerzmittel könnten die Ursache des Schmerzes eher noch verschlechtern (zum Beispiel Aspirin bei Magenschleimhautentzündung) oder ganz allgemein die Symptomatik verfälschen, sodass eine korrekte Diagnostik der Ursache später erschwert ist!

Professionelle Hilfe erforderlich

Wie Sie aus der orientierenden Zusammenstellung einiger häufiger Ursachen für Bauchschmerzen (s.o.) unschwer erkennen können, sollten Sie in der Selbstbehandlung von Bauchschmerzen große Vorsicht walten lassen und bei fehlender Besserung oder gar Verschlimmerung der Schmerzen unverzüglich ärztlichen Rat einholen! Dies gilt vor allem dann, wenn die Bauchschmerzen mit mehr oder weniger ausgeprägten Allgemeinsymptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Fieber, Schwäche oder Kreislaufsymptomen kombiniert sind!

Folgende Beschwerden werden im weiteren beschrieben:

  1. Kolikartige und krampfartige Bauchschmerzen ( gehe zu )
  2. Brennende Bauchschmerzen ( gehe zu )
  3. Stechende Bauchschmerzen ( gehe zu )
  4. Bauchschmerzen mit starken Blähungen ( gehe zu )

1. Kolikartige und krampfartige Bauchschmerzen

Colocynthis

Krampfartige, kneifende oder zusammenziehende Schmerzen bei Magen-Darm-Infekt, Gallensteinkolik, Magenschleimhautentzündung oder Magengeschwür, die mit motorischer und reizbarer Unruhe einhergehen. Der Kranke will sich zusammenkrümmen oder ein Kissen bzw. eine Wärmflasche gegen den Bauch pressen. Auch Aufstoßen kann erleichtern. Schmerz kommt plötzlich. Reichliche Gasansammlung im Bauch. Verbunden mit geleeartigen Durchfällen. Manchmal findet sich in der unmittelbaren Vorgeschichte großer Zorn und Ärger als Auslöser der Krankheit. Die Schmerzen lassen nach Stuhlgang oder Blähungsabgang nach.

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Staphisagria

Die Schmerzen können in unmittelbarem zeitlichem Zusammenhang mit Ärger, einer persönlichen Kränkung oder Beleidigung auftreten. Meist handelt es sich dabei um funktionelle und nichtorganische Zustände von Verkrampfung des Magens oder von Teilen des Darmes. Passt oft bei Menschen, die auf die genannten emotionalen Einflüsse besonders empfindlich und verletzlich sind.

( gehe zu Staphisagria )

Magnesium phosphoricum

Ähnliches Bild wie Colocynthis mit Besserung durch Zusammenkrümmen und lokale Wärme. Verbunden mit Blähungen, wobei Aufstoßen im Gegensatz zu Colocynthis keine Erleichterung bringt.

Nux vomica

Krampfartige Magenschmerzen bald oder 1-2 Stunden nach dem Essen oder bereits früh morgens nach durchzechter Nacht (nach Alkohol!) oder nach Überessen. Die Oberbauchregion ist sehr berührungsempfindlich. Kann mit Übelkeit und Brechwürgen einhergehen. Der Kranke reagiert sehr gereizt auf Kleinigkeiten, Gerüche, Geräusche oder zu enge Kleidung. Der Schmerz wird besser durch Wärme von außen oder warme Getränke. Oft verbunden mit Sodbrennen und saurem Aufstoßen. Erfolgloser krampfartiger Stuhldrang, bei dem nur kleine Stuhlmengen abgehen. Meist fühlt sich der Patient sehr kalt.

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2. Brennende Bauchschmerzen

Arsenicum album

Brennende und stechende Schmerzen mit ängstlicher Unruhe, wälzt sich hin und her. Gleichzeitig starke Erschöpfung und Schwäche. Die Schmerzen werden besser durch Anwendung von heißen Leibwickeln. Verlangen nach heißem Getränk, das in kleinen Schlückchen getrunken wird. Oft verbunden mit Erbrechen und/oder Durchfall. Der Kranke ist wegen seiner Beschwerden oft ängstlich-verzweifelt und verlangt ständige Nähe und sorgende Zuwendung.

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Phosphorus

Brennende Magenschmerzen, dabei großer Durst auf kalte Getränke, welche die Schmerzen lindern (im Gegensatz zu Arsenicum album!). Oft verbunden mit Übelkeit und Erbrechen, sobald das kühle Getränk im Magen warm geworden ist. Diese Kranken sind ebenfalls ängstlich und möchten Nähe und Zuwendung und sind dabei wesentlich leichter zu beruhigen als der Kranke im Arsenicum-album-Zustand.

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3. Stechende Bauchschmerzen

Bryonia

Stechende und berstende Bauchschmerzen, die den Kranken dazu veranlassen, absolut ruhig zu liegen, weil die Schmerzen durch die geringste Bewegung schlechter werden. Der Schmerz kann ausgelöst werden durch kalte Getränke nach vorheriger Überhitzung. Der Kranke liegt ruhig mit angezogenen Knien, atmet vorsichtig und flach und will seine Ruhe, vor allem aber nicht reden. Während im Bild von Bryonia so gut wie alle Schmerzen durch festen Druck besser werden, verschlimmern sich die Bauchschmerzen durch Druck.

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4. Bauchschmerzen mit starken Blähungen

Lycopodium

Schmerzhafte Auftreibung des Bauches, oft schon rasch nach dem Essen, mit reichlichen Darmgeräuschen. Der Bauch ist durch eingeklemmte Blähungen angespannt und empfindlich auf jede Beengung oder Kleidung am Bauch. Der Kranke muss ständig aufstoßen. Oft ist gerade der Unterbauch besonders schmerzhaft. Der Kranke kann in diesem Zustand ausgesprochen unleidlich, gereizt und fordernd sein. Bei diesem Symptombild und der entsprechenden Gesamtkonstitution sollte man immer auch an Gallensteine denken, erst recht, wenn die Schmerzen im rechten Oberbauch lokalisiert sind.

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Argentum nitricum

Heftige, splitterartige, spitze Schmerzen, dabei ist der Bauch oft massiv gebläht. Erst heftiges, lautes Aufstoßen bringt Entspannung. Oft starkes Verlangen nach Süßigkeiten oder purem Zucker, was aber nicht vertragen wird. Manchmal Durchfall, sobald er etwas trinkt. Diese Kranken kennzeichnet oft eine eilige Art von Unruhe mit gleichzeitiger starker Erwartungsspannung und Nervosität.

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China

Ausgeprägte Blähungskoliken vor allem im Oberbauch, wobei Aufstoßen nicht lindert! Kann verbunden sein mit schmerzlosen Durchfällen und gleichzeitigem Blähungsabgang. Der Kranke ist rasch geschwächt und kann einen bitteren oder säuerlichen Mundgeschmack haben. Die Schmerzen werden schlimmer durch jede Erschütterung. Auch China kommt ähnlich wie Lycopodium in Frage, wenn die Ursache der Beschwerden in einer Erkrankung der Gallenblase (zum Beispiel Gallensteine) liegt.

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Weitere Informationen zur Homöopathie

In der Rubrik „Behandlung“ der BPH-Webseite finden Sie viele weitere Informationen über die Selbstmedikation in der Homöopathie und die Beschreibungen von Arzneimitteln und Erkrankungen. Hier wird auch beschrieben, wie eine professionelle homöopathische Behandlung funktioniert, zum Beispiel die homöopathische Erstanamnese, die Fallaufnahme.

 


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