Berlin, 12. November 2024. Zuhörende Medizin, das ist ein Kernelement der Homöopathie. Erst durch eine wahrhafte Arzt-Patienten-Kommunikation kann Medizin entstehen, schreibt Dr. med. Ulf Riker in diesem Beitrag. Diese Art der Kommunikation, die in der Homöopathie zur Methode gehört, ist – im besten Falle – shared decision making in Reinkultur.

Die Geschichte ist keine Ausnahme: eine Patientin mit frisch diagnostiziertem Tumorleiden entscheidet sich nach entsprechender Aufklärung durch ihre behandelnden Ärzte zur Durchführung einer Chemotherapie. Soweit so gut. Shared decision making nennt man das, also eine partizipative Entscheidungsfindung, bei der Betroffene und ärztliches Fachpersonal Informationen und Optionen austauschen. Das Modell beinhaltet neben der Darstellung von Auswahlmöglichkeiten vor allem die Unterstützung der Patientinnen und Patienten, um ihre individuellen Präferenzen überhaupt erst herauszufinden und dann in eine Therapieentscheidung einfließen zu lassen.

Im konkreten Fall möchte die Patientin wissen, ob sie ihre Therapie durch komplementäre Ansätze ergänzen könne, aber sie wird sofort unterbrochen: das bringe rein gar nichts und das würde in der Klinik auch nicht angeboten. Ob es denn eine psychologische Betreuung gebe? Nein, erst müssten ihre Tumorzellen zerstört werden, dann könne man über Psychotherapie reden. Ob sie denn wenigstens homöopathische Arzneien nehmen dürfe? Um Gottes Willen, das sei ja der größte Humbug, da solle sie bloß die Finger davonlassen, sonst würde am Ende die Chemotherapie nicht wirken. So weit so erschreckend.

Zuhörende Medizin muss Teil jeder Therapie sein

Ähnliche Erfahrungen machen Patientinnen und Patienten auch bei anderen Krankheiten in der Interaktion mit Ärztinnen und Ärzten. Dabei soll gar nicht der Sinn therapeutischer Leitlinien in Zweifel gezogen werden. Aber bedeutet shared decision making nicht zuallererst, den Betroffenen zuzuhören? Herauszufinden, wo Menschen in einer womöglich bedrohlichen Krankheitssituation stehen, wo sie abgeholt werden müssen, um überhaupt zu einer gemeinsam getragenen Therapieentscheidung zu finden?

Es war einmal ein großer Fortschritt, dass der „Apparatemedizin“ die „Sprechende Medizin“ zur Seite gestellt wurde. Das obige Beispiel aber zeigt, dass in erster Linie der Arzt oder die Ärztin spricht. Eine durchgetaktete und zahlreichen ökonomischen Zwängen unterliegende Medizin lässt nicht ausreichend Zeit, sich auf jeden Patienten empathisch und geduldig einzulassen. Das hat zur Folge, dass Kranke in vielen Fällen nicht mehr zu Wort kommen oder Fragen stellen können. Natürlich darf man das nicht pauschal dem einzelnen Arzt zur Last legen, denn es liegt im System begründet, unter dem viele Ärztinnen und Ärzte leiden. Der Kollateralschaden dieses Systems ist, dass Patienten zu Objekten werden, die sich einem autoritär anzuwendenden System aus Leitlinien und Algorithmen zu unterwerfen haben.

Zuhören – der Patient hat recht

Aber das System hat noch ein weiteres gravierendes Defizit, das einem shared decision making entgegensteht: Zuhören! Ich erinnere mich an meinen ersten Klinischen Lehrer und Chefarzt einer Klinik, der uns Assistenzärzten ins Stammbuch schrieb: „Der Patient hat zunächst immer recht!“ Was so viel bedeutet, sich ihm erst einmal mit weit offenen Ohren zuzuwenden und zu erfahren, wie er seine Krankheit selbst erlebt, wie es seiner Selbsteinschätzung nach soweit kommen konnte oder wie er sich einen Weg aus der Krankheit selbst vorstellen kann.

Eine „Zuhörende Medizin“ müsste also der „Sprechenden Medizin“ zur Seite gestellt werden, um den Patienten nicht als zu reparierendes Objekt, sondern als Subjekt mit einer Konstitution, mit individueller Sozialisation sowie mit Emotionen, spirituellen Bedürfnissen und persönlichen Wünschen wahrnehmen zu können. Die – wissenschaftlichen! Erkenntnisse der Psycho-Neuro-Immunologie belegen längst den Wert einer derart erweiterten Arzt-Patient-Interaktion, die sich an einem bio-psycho-sozialen Modell des Menschen und seiner möglichen Heilung orientiert.

Leider aber scheint es so zu sein, dass Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung einer recht selektiven Wahrnehmung und Anwendung unterliegen. Der pharmakologische Therapieansatz ist unter dem Einfluss eines „pharmazeutisch-industriellen Komplexes“ längst zum Mainstream geworden, während andere Zugänge zu Krankheit und Heilung unberücksichtigt bleiben oder ein Schattendasein fristen. Oder – wie die Homöopathie – gleich ganz aus dem Kanon medizinischer Handlungsoptionen eliminiert werden sollen.

Zuhörende Medizin ist ein Kernelement der Homöopathie

Dabei ist „Zuhören“ schon immer ein Kernelement der Homöopathie gewesen. In erster Linie kommt hier der Patient zu Wort, während die für Therapie zuständigen Fachleute erst mal nur zuhören oder unter Umständen Zwischenfragen stellen, mit denen sie den Ball der Kommunikation wieder an die Patienten zurückspielen. Erst so kann sich ein vollständiges Bild des Kranken entfalten, erst so lässt sich Schritt für Schritt erkennen, was eigentlich im konkreten Fall „das zu Heilende“ ist. Nur auf diese Weise lässt sich eine auf den einzelnen Menschen fokussierte Auswahl an Therapiemöglichkeiten anbieten, und nur so wird eine im besten Sinne partizipative Entscheidungsfindung möglich.

Zuhören leistet einen wesentlichen Beitrag, auch die Möglichkeiten der Selbstwirksamkeit des Kranken in den Heilungsprozess einzubeziehen. Erst wenn durch Zuhören und Sprechen eine kommunikative Beziehung zwischen Patient und Arzt entstanden ist kann eine Medizin entstehen, die alle heilungsrelevanten Prinzipien integriert: Homöopathie ist eine solche Medizin! Am Ende eines offenen Prozesses der Kommunikation können sich Patienten selbst für oder gegen diese Medizin und für den Weg der Therapie entscheiden. Also shared decision making in Reinkultur.

Autor: Dr. med. Ulf Riker, Internist / Homöopathie & Naturheilverfahren, München / Zuhörende Medizin

Weitere Informationen zur Homöopathie

In der Rubrik „Behandlung“ der BPH-Webseite finden Sie viele weitere Informationen über die Selbstmedikation und die Beschreibungen von Arzneimitteln und Erkrankungen. Hier wird auch beschrieben, wie eine professionelle homöopathische Behandlung funktioniert.

  • Informationen zur Selbstbehandlung mit Homöopathie, Arzneimittelbildern und Erkrankungen erhalten Sie hier.
  • BPH-Broschüre Homöopathie to go können Sie durchblättern und online für 5,50 Euro bestellen.
  • Aktuelle Informationen zur Homöopathie Forschung.
  • Informationen zu homöopathischen Arzneimitteln beim BfARM
  • Gesetzliche Krankenkassen und private Zusatzversicherungen, Informationen gibt es hier.

BPH-Broschüre Homöopathie to go /

Verwandte Themen: