Nationalsozialismus: Im Mai 2013 gab der Vorstand des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) anlässlich der 163. Jahrestagung in Weimar die „Weimarer Erklärung“ ab. Dort postulierten die homöopathischen Ärzte: „Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte bedauert das Mitläufertum und den Konformismus der homöopathischen Ärzteschaft – insbesondere auch des Vorstandes des DZVhÄ – in den Jahren von 1933 bis 1945. Dieses Verhalten trug zur  Vertreibung und Ermordung vieler Ärztinnen und Ärzte bei – nicht nur aus den eigenen Reihen.“

Aufarbeitung: Forschung zur eigenen Geschichte während des Nationalsozialismus

Der DZVhÄ verpflichtete sich damals, die bislang nicht erfolgte Forschung zu diesem Kapitel der eigenen Geschichte einzuleiten.

Mit Prof. Dr. Robert Jütte, Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin (IGM) der Robert Bosch Stiftung, konnte der DZVhÄ einen der profiliertesten Medizinhistoriker zur Betreuung dieses Projektes gewinnen. Herr Professor Jütte war Leiter der Forschergruppe „Medizin und Nationalsozialismus“ der Bundesärztekammer, ist Experte auf dem Gebiet der historischen Homöopathie-Forschung und hat die Studie des Autoren Prof. Dr. Florian G. Mildenberger begleitet.

Nun liegt das Buch von Prof. Mildenberger vor, der im Auftrag des IGM der Robert Bosch Stiftung fakten- und kenntnisreich die Geschichte der Homöopathie im Nationalsozialismus aufgearbeitet hat.

Nürnberger Prozesse: Kein homöopathischer Arzt an „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ beteiligt

Prof. Mildenberger kommt bei seiner Untersuchung zu dem Schluss, „dass der Verband und seine Mitglieder nicht, wie in der Vergangenheit oft behauptet, zu den Medizinern gehörten, die an den in Konzentrationslagern begangenen verbrecherischen Menschenversuchen beteiligt waren. Diese Verbrechen wurden ebenso wie das Interesse führender Nazis wie Heinrich Himmler oder Rudolf Heß an naturheilkundlichen Zusammenhängen häufig aus Unkenntnis mit der Homöopathie in Verbindung gebracht.“  Mildenberger stellt jedoch ebenso fest „dass die überwiegende Mehrheit der homöopathischen Ärzte sich den ideologischen und medizinischen Vorgaben des nationalsozialistischen Regimes“  anpasste. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte hat sich in der NS-Zeit weder durch besonderes nationalsozialistisches Engagement noch durch Aktivität im Widerstand bemerkbar gemacht. Er war vielmehr passiv und angepasst, trat nicht in Erscheinung, war zeitweise sogar von der Bildfläche verschwunden. Mildenbergers Studie ruft in Erinnerung: Unter den wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Nürnberger Ärzteprozess von 1946 verurteilten Ärzten befand sich kein einziger homöopathischer Arzt. Und das Stichwort „Homöopathie“ kommt in dem ausführlichen Registerband zu den Prozessakten nicht ein einziges Mal vor.

„Nicht mundtod machen lassen“

„Für die Zukunft wünsche ich mir, dass homöopathische Ärzte sich nicht mundtot machen lassen, und dass wir mit Mut nicht dem Mainstream  sondern unserem Leitbild des homöopathischen Arztes folgen: Des Arztes höchster und einziger Beruf ist, kranke Menschen gesund zu machen, was man heilen nennt“, erklärte Cornelia Bajic, 1. Vorsitzende des DZVhÄ.

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Florian G. Mildenberger
Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte im Nationalsozialismus
Bestandsaufnahme, Kritik, Interpretation
16,00 Euro; 176 S., 8 Abb., geb., Schutzumschlag, 14,0 x 22,2, ISBN: 978-3-8353-1879-3
Zu bestellen beim DZVhÄ per Mail an christoph.trapp@dzvhae.de oder
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