Homöopathie bei Krebs – Ein Interview mit Dr. med. Jens Wurster. Dr. Wurster behandelt seit über 15 Jahren Krebspatienten mithilfe der Homöopathie in der Schweizer Klinik Santa Croce in Orselina, Tessin.

Herr Wurster, ist es ein Gegensatz, Krebspatienten mit Homöopathie zu behandeln?

Das Ziel jeder Krebsbehandlung sollte darauf ausgerichtet sein, für jeden Patienten die für ihn bestmöglichste Therapie zu finden. Wir sollten gemeinsam mit der Homöopathie und der Schulmedizin den besten Weg für den Patienten finden.

Wenn wir beispielsweise eine Frau mit Brustkrebs behandeln wollen, dann kann die Operation durchaus nützlich sein, um den Organismus von der Tumorlast zu befreien. Aber die Ursache, warum der Tumor eigentlich entstanden ist, wurde durch die Operation nicht beseitigt. Und so treten auch so häufig Rezidive auf.

Wir wollen mithilfe der Homöopathie das Immunsystem wieder so in die richtige Ordnung bringen, damit es den Tumor auch als Tumor erkennen kann. Oft besteht schon Jahre vor Ausbruch des Tumors ein immunologisches Ungleichgewicht. Und das kann man mithilfe der Homöopathie erkennen und schon im Vorfeld behandeln.

Was halten Sie von den Fortschritten der konventionellen Onkologie in den letzten Jahren?

Wenn man ganz ehrlich ist, dann hat es in Wirklichkeit gar keine Fortschritte gegeben. Man hält immer noch an dem Schema der Chemotherapie und der Strahlentherapie fest, und das führt bei den meisten Tumorarten kaum zu einer gesteigerten Überlebensrate.

Die Chemotherapie macht nur Sinn bei bestimmten Formen der Leukämie, Hodgkin Lymphomen, Hodentumoren und manchen Ovarialtumoren. Das macht aber gerade mal 10 Prozent aller Tumorarten aus. Bei Darm-, Lungen-, Magen-, Prostata- und Brustkrebs hat sich die effektive Überlebensrate in den letzten Jahren kaum verändert. Beim fortgeschritten Brustkrebs ist die Überlebensrate ‚dank‘ hoch dosierter Polychemotherapien sogar geringer als vor 20 Jahren.

Welche neuen Konzepte gibt es, um Tumoren zu bekämpfen, und wie vielversprechend sind diese?

Der grundsätzliche Fehler der konventionellen Krebsbehandlung bestand darin, den Tumor als lokales Geschehen zu betrachten, und ihn mit Stahl und Strahl vernichten zu wollen.

Wenn man aber ein gestörtes Immunsystem mit einer Vielzahl immunologischer Fehlreaktionen als Ausgangspunkt der Tumorentstehung sieht, dann ergeben sich ganz neue Ansätze.

Ich kann nur immer wieder betonen, dass der Schlüssel zur Krebsheilung im eigenen Immunsystem verborgen ist und deswegen kann eine echte Heilung nur über das intakte Immunsystem erfolgen. Mithilfe der Homöopathie können wir in die feinen Regulationsmechanismen des Immunsystems eingreifen und den Heilungsprozess anregen.

In welcher Behandlungsphase suchen Patienten erfahrungsgemäß die Klinik Santa Croce auf?

Leider kommen die Patienten oft erst, nachdem sie nach konventioneller schulmedizinischer Behandlung einen Rezidivtumor oder Metastasen bekommen haben, und man ihnen keine Hoffnung mehr auf Heilung macht.

Viele Menschen begreifen auch, dass es keinen Sinn macht, wenn immer weiter nur Chemotherapien verordnet werden, um das Tumorgeschehen etwas einzudämmen. Das Immunsystem ist dann so geschwächt, dass es oftmals nach kurzer Zeit zu einem sprunghaften Tumorwachstum kommt.

Ein typischer Patient ist die junge 40 jährige Frau, die vor drei Jahren einen Brusttumor hatte, der operiert wurde und mit Chemotherapie und Strahlentherapie über 6 bis 8 Monate behandelt wurde. Sie stellt sich dann mit einem Rezidivtumor voller Metastasen vor. Das ist die häufigste Patientengruppe, die wir haben, und da sieht man schon, dass man einen anderen Ansatz braucht, um tief greifend das Immunsystem wieder reagibel zu machen.

Schließen Sie Methoden der konventionellen Krebsbehandlung mit ein?

Wir sind ganz offen für konventionelle Methoden, wenn sie das Immunsystem nicht unterdrücken. Deswegen kann eine Operation sehr sinnvoll sein, es können aber auch manchmal Chemotherapien bei bestimmten Leukämieformen nützlich sein, oder wenn wir einen schnell wachsenden Tumor haben. Dann kann eine Chemo manchmal gut sein, um das rasche Wachstum einzudämmen, und den Tumor damit vielleicht operabel zu machen.

Wie entwickeln sich unter der homöopathischen Behandlung die Lebensqualität und die Überlebenszeit der Patienten im Vergleich zu deren Prognosen?

Genau dieser Frage wollten wir auch auf den Grund gehen, als das Tumorzentrum Freiburg bei uns über vier Jahre lang eine große Studie gemacht hat, bei der auch auf die Lebensqualität bei Patienten mit fortgeschrittenen Tumorleiden eingegangen wurde. Es zeigte sich, dass die Lebensqualität bei homöopathisch behandelten Tumorpatienten gegenüber einem ähnlichen Patientenkollektiv einer Freiburger Klinik signifikant höher war. Die Studie war zu kurz, um über die Überlebenszeit deutliche Aussagen zu treffen.

Aber wenn ich mir beispielsweise die Prognose von wenigen Monaten bei metastasiertem Pankreaskarzinom oder metastasiertem Melanom ansehe, und ich aus diesen Patientengruppen Patienten nun schon 10 bis 15 Jahre lange behandle, dann kann ich sagen, dass die Prognose da deutlich besser ausfällt.

Auch wenn wir mit der Homöopathie nicht alle Patienten retten können, so können wir ihnen dennoch helfen, die Nebenwirkungen von Chemotherapien und Bestrahlungen zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern. Es ist auch ein wichtiger Punkt, das psychische Leid zu lindern.

Wie könnte die Zukunft der Krebstherapie aussehen?

Die Zukunft der Krebsmedizin geht dahin, dass man ein Immunprofil für den Menschen erstellt und alle gestörten und fehlgeleiteten Aktionen des Immunsystems aufspürt. Dann wird eine gezielte immunologisch wirksame Therapie erstellt. Aktivierung von Tumorsupressorgenen und Aktivierung des Immunsystems mithilfe der Homöopathie und anderen bioaktiven Substanzen

Was sind Ihrer Meinung nach Ursachen für Krebs?

Ich denke Krebs ist ein multifokales Geschehen. Und es wird selten nur eine Ursache geben. Aber wenn wir davon ausgehen, dass ein Mensch mit einem gut funktionierenden Immunsystem eher keinen Krebs bekommt, dann müssen wir alle Faktoren vermeiden, die unser Immunsystem schwächen könnten.

Da gibt es viele Punkte. Angefangen mit einer immer minderwertigeren industriell verarbeiteten Ernährung, über aluminiumhaltige Impfungen, die das Immunsystem sehr schwächen, bis hin zum Mobilfunk, bei dem man erst jetzt anfängt, die wahren Auswirkungen auf der Zellebene zu erkennen.

Eine israelische Forschergruppe fand heraus, dass schon bei ganz geringer Handystrahlung, die beim Telefonieren auftritt, die Zellen im Gehirn so verändert werden, dass sie sich schneller teilen, dass vermehrt freie Radikale als Zeichen der Zellschädigung entstehen. Es wundert mich gar nicht, dass die Hirntumorrate in den letzten zehn Jahren so extrem ansteigen ist.

Gibt es Maßnahmen, die Sie zur Krebsprävention empfehlen können?

Wenn wir schon früh anfangen würden, unsere Kinder gut homöopathisch zu behandeln und auch chronische Krankheiten gut zu behandeln, dann hätten wir die beste Krebsprävention. Des Weiteren sollte man auf eine ausgewogene natürliche Ernährung achten, ausreichend schlafen, sich nicht so viele Sorgen machen, Stress reduzieren und viel Sport treiben. Ich selbst habe eine Kung Fu Schule und unterrichte Wing Chun Kung Fu, das ist ein guter Ausgleich zum klinischen Alltag.

Foto: Wurster