Interview mit einer Patientin, die von ihren Erfahrungen mit der Homöopathie erzählt, die bereits von ihrer Großmutter und Mutter in der Familie eingesetzt wurde. Carola Schumann ist 45 Jahre alt, lebt mit ihrer Familie in einer ländlichen Gegend im südlichen Niedersachsen, ist verheiratet und hat zwei Kinder: der Sohn ist 6 Jahre alt, die Tochter 12, sie ist berufstätig als kaufmännisch Angestellte in Teilzeit.

Wie sind Sie zur Homöopathie gekommen?

Ich wurde in die Homöopathie hineingeboren und wir sind jetzt in der dritten Generation von der Homöopathie begeistert. Meine Oma, heute ist sie 91 Jahre alt, hat die Homöopathie bei ihrem Hausarzt kennen gelernt. Sie ist in der Nachkriegszeit immer zu Fuß mit ihren drei Söhnen zum Arzt in den Nachbarort gegangen. Dort gab es einen Professoren, ein Allgemeinmediziner, der sich auf Homöopathie spezialisiert hatte, weil er die Nebenwirkungen der konventionellen Medizin vermeiden wollte. Ich selbst habe ihn als Kind auch noch als Arzt kennengelernt. Meine Oma hat ihre Söhne entweder selber therapiert oder durch den Arzt homöopathisch behandeln lassen. Dann kam meine Mutter als junge Frau in die Familie und lernte dort die Homöopathie kennen. Ihr Schlüsselerlebnis war eine Erkrankung meiner Schwester: Sie hat nach einer Impfung ein schweres Asthma entwickelt, das schulmedizinisch nicht heilend behandelt wurde. Deswegen wurde der inzwischen recht alte homöopathische Arzt im Nachbardorf konsultiert, der die Erkrankung mit Hilfe der Homöopathie in den Griff bekommen hat. Fortan war meine Mutter von der Homöopathie begeistert, mein Vater kannte ja sowieso nichts anderes, und entsprechend wurde bei uns – soweit möglich – alles homöopathisch behandelt. Ich habe bis heute noch kein Antibiotikum nehmen müssen. Allerdings stieß die Homöopathie in meiner Kindheit noch mehr auf Ablehnung als heute. Ich erinnere mich daran, dass sich meine Mutter im Familien- und Freundeskreis sehr zurückhaltend mit diesem Thema verhielt. Sie wurde eher belächelt und stieß auf Spott anstelle auf Interesse und Anerkennung.

…lehnen Sie die Schulmedizin ab?

Nein, ganz und gar nicht, ich bin froh dass es die Schulmedizin gibt. Ich würde es aber befürworten, wenn Schulmediziner stärker mit Homöopathen bzw. generell mit der alternativen Medizin zusammen arbeiten und sich generell mehr damit befasst werden würde – man muss ja nicht bei jeder Erkrankung gleich mit Kanonen auf Spatzen schießen.

Verwenden Sie auch andere ganzheitliche Methoden oder Hausmittel?

Ja, ich bin auch ein Fan der TCM und wende viele altbewährte Hausmittel an. Bei mir gibt es dann auch mal einen Thymiantee oder einen Leber- oder Quarkwickel, je nachdem, was kuriert werden muss. Wir versuchen natürlich auch im Vorfeld durch gesunde Ernährung (soweit das möglich ist) und Bewegung, Krankheiten zu vermeiden.

Was schätzen Sie an der Homöopathie?

Die Homöopathie hat keine Nebenwirkungen, vor allem werden durch die Anwendung homöopathischer Mittel keine Organe angegriffen, wie das bei chemische Substanzen häufig der Fall ist – dies  ist der bittere Beigeschmack der Schulmedizin. Außerdem wird mit der richtigen Indikation und Anwendung der Homöopathie der eigentliche Grund der Krankheiten behandelt und nicht nur die Oberfläche.

Wann setzen Sie Homöopathie in der Selbstmedikation ein?

Eigentlich immer wenn jemand aus meiner Familie erkrankt ist, sei es an einer Grippe oder wenn die Kinder gestürzt sind – mit den Globuli kann ich den Heilungsprozess unterstützen. Wir hatten einen Hund, der wurde genauso homöopathisch behandelt wie jetzt die Kaninchen. In meinem Freundes- und Bekanntenkreis hat es sich mittlerweile rumgesprochen, dass ich in der Anwendung der Homöopathie ein wenig erfahren bin. Schon des Öfteren werde ich um Unterstützung oder Rat gebeten, was die Wahl des richtigen Mittels angeht, um nicht gleich zur Schulmedizin greifen zu müssen und lieber erst einmal auf schonende Weise den Heilungsprozess durch Homöopathie in Gang setzen wollen. Natürlich kann ich hier nur Ratschläge geben und Symptome und Modalitäten müssen erfragt werden – ich bin ja keine gelernte Homöopathin. Aber ich freue mich sehr darüber, wie viele Menschen in meinem Umkreis sich mittlerweile für die Homöopathie interessieren, sich Gedanken machen und dementsprechend aktiv werden und handeln. Es fällt mir auf, dass die Homöopathie besonders Mütter mit Babys und später die heranwachsenden Kindern erreicht und intensive Anwendung und Interesse findet. Leider stoße ich dennoch auf Kritik und absolute Gegner der Homöopathie. Da vertrete ich dann zwar meinen Standpunkt, wenn ich angegriffen werde, spiele mich aber sicher nicht als Moralapostel oder Bekehrer auf.

Wie haben Sie sich das Wissen über die Homöopathie angeeignet?

Ich bin ja mit der Homöopathie aufgewachsen und konnte von meiner Oma und meiner Mutter sehr viel lernen. Aber ich habe mir auch ganz viel selber beigebracht, einfach durch ausprobieren. Wir haben auch sehr viele homöopathische Bücher zuhause, die wir zufällig teilweise aus dem Nachlass unseres homöopathischen Arztes erwerben konnten. Meine Mutter und ich nutzen sie oft, sitzen dann bisweilen bis tief in die Nacht und schauen, welches Mittel bei einer akuten Erkrankung eines Familienmitglieds passen könnte.

…wo sehen Sie Ihre Grenzen in der Selbstmedikation?

Wenn ich sehe, dass die von mir eingesetzten Mittel nicht helfen und sich kurzfristig keine Besserung einstellt, hole ich mir Rat von unserer homöopathischen Ärztin, die ich jederzeit anrufen kann und die auch meine Familie gut kennt und schon länger behandelt. Sie erklärt ins kleinste Detail, was im Körper passiert, so dass manche Wege der Heilungsprozesse, die mit der Homöopathie angestoßen werden, selbsterklärend für mich sind. Da sie sich mit der Grundlage der Schulmedizin auf Homöopathie spezialisiert hat, ist sie es dann auch, die mir rät, die Schulmedizin einzuschalten. Sie ist der geheime Gesundheitsengel meiner Familie! Selbst auf dem Sterbeweg meines an Krebs erkrankten Vaters hat Sie uns beiseite gestanden.

Sind für Sie die Stimmen der Homöopathie-Kritik relevant?

Nein, das beeinflusst mich gar nicht, ich sehe ja die Erfolge der Homöopathie bei mir und meiner Familie. Ich halte die Kritik für sehr abstrakt und sie ist auch in meinem Bekanntenkreis überhaupt kein Thema.

Was erwarten Sie als Patientin von einem Arzt?

Ich erwarte, dass er sich Zeit nimmt für seinen Patienten, ihm wirklich zuhört und gründlich untersucht. Dass er nicht gleich bei jeder Bagatellerkrankung chemische Arzneimittel einsetzt, sondern erst einmal Hausmittel empfiehlt und sich möglichst auch damit auskennt. Mit anderen Worten, dass er bereit ist, über den schulmedizinischen Tellerrand hinauszuschauen, seinen Horizont erweitert und offen ist für die Homöopathie oder andere ganzheitlichen Methoden. Ich schätze aber auch sein schulmedizinisches Wissen und erwarte, dass er erklären kann, um welches Problem es sich handelt und wie er sich eine Therapie vorstellt.

Das Interview führte Christoph Trapp