Berlin, 10. November 2025. Dr. med. Ulf Riker, Internist – Naturheilverfahren und Homöopathie, schreibt Fallbeispiele aus seiner Praxis für den Bundesverband Patienten für Homöopathie (BPH). So wird die homöopathische Praxis sichtbar und Patientinnen und Patienten können sich ein Bild von der Behandlung machen. Im Homöopathie Fall 7 von Dr. Riker geht es um eine chronisch wiederkehrende Nasennebenhöhlenentzündung.
Seit Jahren führt bei der 38-jährigen Patientin jede Erkältung zu einer hartnäckigen Entzündung sämtlicher Nasennebenhöhlen: die Nase sei dann immer komplett zugeschwollen (weswegen sie regelmäßig reichlich abschwellende Nasensprays benutzt), hinten im Rachen fließe schleimig-zähes, gelbgrünes Sekret ab und löse teilweise Würgereiz aus. Ebenso leidet sie seit Jahren zusätzlich an Geruchsverlust. Der HNO-Arzt habe auch Kieferhöhlenzysten festgestellt, einmal musste sie wegen massivem Sekretstau operiert werden.
Wenn sie im Rahmen der Erkältungen auch Halsschmerzen bekomme, dann sitze der Schmerz vor Allem im hinteren Teil der Zunge und das „Zäpfchen“ sei jedes Mal hochrot und massiv geschwollen. Aus der Vorgeschichte ist eine Schilddrüsenentzündung mit massiver Schilddrüsenüberfunktion bekannt, wobei sie nicht mehr weiß, wie die Diagnose genau gelautet habe, sie habe sich deswegen einer Radiojod-Therapie unterziehen müssen.
Nachgefragt
Auf Nachfrage berichtet sie, dass ihr meist zu heiß sei, sie reiße ständig alle Fenster auf, weil sie ein großes Verlangen nach frischer, am besten kühler Luft habe. Allerdings schildert sie auch eine deutliche Empfindlichkeit auf Zugluft: da bekomme sie leicht schmerzhafte Nackenverspannungen. Sie habe oft Heißhungeranfälle nach Süßem und andererseits esse sie für ihr Leben gerne Fisch. Die Patientin beschreibt sich selbst als Familienmensch, aber sie habe leider ein ziemlich gestörtes Verhältnis zu ihren Eltern, brauche deren Unterstützung allerdings zur zeitweisen Betreuung ihrer Kinder. Entspannen könne sie nur schwer entspannen, stehe innerlich immer „unter Strom“, weil ihr Ordnung im Haushalt sehr wichtig sei. Auf der anderen Seite habe sie aber auch ein starkes Reisefieber und Verlangen nach Abwechslung, vermutlich deshalb habe sie sich früh für eine Ausbildung zur Hotelfachfrau und Reiseleiterin entschieden.
Allgemeine Überlegungen
Die Beschwerdeschilderung der Patientin war ausführlich, wortreich und sehr detailliert. Ihre Beschwerden bestehen seit vielen Jahren, sind also chronisch, daher suchen wir eine tiefwirkende, idealerweise konstitutionell passende Arznei.
Wenn ein Schnupfen zu Nasennebenhöhlenentzündungen führt, dann denken wir an die Rubrik „Nase – Katarrh (oder Schnupfen) – erstreckt sich in die Nebenhöhlen“: hier finden wir neben Lycopodium, Mercurius und Silicea unter Anderem fast alle Kalium-Salze vertreten. Die Pathologie äußert sich in einer ausgeprägten Schwellneigung: die Nase ist komplett zugeschwollen, aber auch bei Halsinfekten tritt eine starke Schwellneigung des „Zäpfchens“ in Erscheinung.
Konstitutionell ist das Auftreten einer gravierenden Schilddrüsenfunktionsstörung in der Vergangenheit auffällig. Weiterhin ist das Frischluftverlangen bei gleichzeitiger Empfindlichkeit gegenüber Zugluft ein wichtiger Hinweis auf ihre körperliche Konstitution.
Auf der emotionalen Seite besteht eine ähnlich widersprüchlich anmutende Auffälligkeit: sie ist einerseits ein sehr ordnungsliebender Familienmensch, andererseits hat sie ein deutliches Verlangen zu reisen. Wir können in diesem Fall eigentlich recht einfach Aspekte von zwei unterschiedlichen Arzneien erkennen:
- Bezug zu Nebenhöhlen, Schwellneigung, Zugluftempfindlichkeit, Ordnungsliebe, Familienmensch, also Zeichen, die auf Kalium hinweisen.
- Bezug zur Schilddrüse, Verlangen nach frischer Luft, Reisefieber, innere Unruhe („unter Strom“), also Zeichen, die auf Jodum hindeuten.
Darf man sich nun aus Kalium und Jodum einfach Kalium jodatum als geeignetes Konstitutionsmittel „zusammenbasteln“? Ja, man darf, aber nur dann, wenn diese kombinierte Arznei auch tatsächlich bei den einzelnen Symptomaspekten repertorisierbar ist – die Arznei also tatsächlich auch in den entsprechenden Rubriken vertreten ist.
Und hier kommt ein kleines, aber feines und sehr deutlich auf Kalium jodatum hinweisendes Symptom ins Spiel: bei Halsschmerz im hinteren Teil der Zunge (also an der Zungenwurzel): „Mund – Schmerz – Zunge – Zungenbasis“: Kalium jodatum!
Fazit
Manchmal erscheint es wie ein „Kinderspiel“, wenn nämlich die Kleinen versuchen, aus einzelnen Puzzelsteinen ein Gesamtbild zusammen zu setzen, und es ist immer wieder erstaunlich, dass am Ende die Steinchen tatsächlich zusammenpassen und jedes seinen Platz im „Bild“ hat. Und noch erfreulicher – und oft für alle Beteiligten überraschend – ist es, wenn die gewählte Arznei sogar eine chronische Krankheit ausheilen kann. Bei der Patientin waren mehrere Gaben der Arznei in C 200 und C 1.000 notwendig, bis nach ca. 9 Monaten keine erkältungsbedingten Nebenhöhlenentzündungen mehr auftraten. Hahnemann sei Dank!
Informationen zur Homöopathie
In der Rubrik „Behandlung“ der BPH-Webseite finden Sie viele weitere Informationen über die Selbstmedikation und die Beschreibungen von Arzneimitteln und Erkrankungen. Hier wird auch beschrieben, wie eine professionelle homöopathische Behandlung funktioniert.
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