Arzt und Kabarettist Eckard von Hirschhausen und Cornelia Bajic, 1. Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, sprechen bei „Menschen bei Maischberger“ (Di auf Mi, 11.09.13 | 00:00 Uhr) über das Thema: „Wir heilen besser! Verspricht die Alternativmedizin zu viel?“ Weitere Gäste sind Schauspielerin Marion Kracht, Kraftsport-Weltmeister Reinhold Sack, die österreichische Skeptikerin Krista Federspiel und die Schmerzpatientin Richarda Reuber.

Sandra Maischberger

Der DZVhÄ bei Maischberger: Cornelia Bajic, Vorsitzende des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte, diskutiert zum Thema „Wir heilen besser! Verspricht die Alternativ- medizin zu viel?“

 Lachen ist gesund – auch über Homöopathie

Aufhänger der Sendung ist das neue Bühnenprogramm von Eckard von Hirschhausen: „Wunderheiler“. Es habe ihn schon immer fasziniert, warum „wir abgöttisch an Sternbilder, Kügelchen und Halbgötter glauben“, so Hirschhausen. Unter dem Strich werden homöopathische Ärzte in seinem Konzept der „Wunderheiler“-Show wohl als das herhalten müssen, was sie nicht sind. – Denn kein homöopathischer Arzt versteht sich als „Wunderheiler“ oder Mediziner, der jenseits wirksamer Methoden handelt.

Dass man sich über die Homöopathie öffentlich lustig macht, hat es in ihrer über 200-Jährigen Geschichte in unterschiedlicher Ausprägung schon öfter gegeben. Es war stets ein Zeichen dafür, dass die Homöopathie eine relevante gesellschaftliche Strömung darstellte. Als Dr. Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie, sich seinerzeit gegen die martialischen Methoden der etablierten Medizin (Aderlass etc.) auflehnte und die Homöopathie entwickelte, erntete er ebenfalls Spott. Die Heilerfolge mithilfe der Homöopathie blieben – und haben sich bis heute bewährt.

Es hat also Tradition bei Homöopathen, mit Humor über ihre Heilmethode umzugehen – und zu lachen, wo es die Darbietung aus ihrer Sicht zulässt. So werden mit einiger Wahrscheinlichkeit sowohl Befürworter als auch Kritiker der Homöopathie an Hirschhausens Programm Gefallen finden können.

Das Märchen von den Studien, die die Homöopathie widerlegen

Sowohl doppelblind-randomisierte Studien als auch Studien aus der Versorgungsforschung belegen, dass die Homöopathie über einen reinen Placebo-Effekt hinaus wirkt. „Es liegen heute mehr als 200 randomisierte klinische Studien zur Homöopathie vor, von denen mehr als die Hälfte ein statistisch signifikantes positives Ergebnis zugunsten der Homöopathie aufweist“, schreibt beispielsweise Dr. Michael Teut von der Charité Berlin. Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte hat dazu in einem Reader zur Homöopathie-Forschung eine Studienübersicht zusammengestellt, mit zahlreichen Links zu den Original-Quellen.

Trotzdem bemüht die Redaktion von „Menschen bei Maischberger“ alte Stereotype, um ihr Thema anzukündigen. „Trotz Studien, die die Homöopathie widerlegen, beruft sich Cornelia Bajic auf ihre Erfahrungen und räumt gleichzeitig ein, dass die genaue Wirkung noch zu wenig erforscht sei“, heißt es auf der Website.

Richtig ist, dass wir mehr Forschung zur Homöopathie brauchen. Das fordert Bajic genau so wie die höchste Instanz zum Thema evidenzbasierte Medizin: Die Cochrane Collaboration. In mehreren systematischen Reviews zur Homöopathie (siehe unten) bei unterschiedlichen Indikationen empfiehlt die Cochrane Collaboration weitere Forschung zum Thema. Nirgendwo wird von der Homöopathie als eine durch Studien oder sonst wie widerlegte Heilmethode gesprochen.

Die USA übertragen solche Empfehlungen in politisches Handeln. Dort wird die Forschung zur Komplementärmedizin – darunter auch die Homöopathie – mit einem Jahresbudget von 120 Mio. US-Dollar gefördert.

Links:

[1]    Cochrane Library 2004, 1(CD000353), S. 1-18 McCarney, R.W. , Linde, K.; Lasserson, T.J. : Homeopathy for chronic asthma,  [11800]

http://onlinelibrary.wiley.com/o/cochrane/clsysrev/articles/CD000353/frame.html

[2]    Respir Med 2004, 98(8), S. 687-696 McCarney, R.W. , Lasserson, T.J.; Linde, K.; Brinkhaus, B. : An overview of two Cochrane systematic reviews of complementary treatments for chronic asthma, Acupuncture and homeopathy.  [39975]

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15303632

[3]    Cochrane Library 2003, 1(CD003803), S. 1-10 McCarney, R. , Warner, J.; Fisher, P.; Haselen, R.A. van : Homeopathy for dementia, Cochrane Review.  [30676]

http://onlinelibrary.wiley.com/o/cochrane/clsysrev/articles/CD003803/frame.html

[4]    Cochrane Library 2003, 4(CD003399), S. 1-14 Smith, C.A. : Homoeopathy for induction of labour,
[83128]

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/14583972

[5]    Cochrane Library 2009, 2(CD004845), S. 1-45 Kassab, S. , Cummings, M.; Berkovitz, S.; Haselen, R. van; Fisher, P. : Homeopathic medicines for adverse effects of cancer treatments,  [65963]

http://onlinelibrary.wiley.com/o/cochrane/clsysrev/articles/CD004845/frame.html

[6]    Otolaryngol Head Neck Surg 2009, 141, S. 162-165 Burton, M.J. , Couch, M.E.; Rosenfeld, R.M. : Extracts from The Cochrane Library , Homeopathic medicines for adverse effects of cancer treatments.  [65370]

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19643245

[7]    Cochrane Library 2007, 4(CD005648), S. 1-27 Coulter, M.K. , Dean, M.E.; Gilbody, S. : Homoeopathy for attention deficit/hyperactivity disorder or hyperkinetic disorder,  [52080] [Z23] 

http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17943868

 

Bildquelle: © SWR | ARD.de