Berlin, 6. Juli 2023. Dr. med. Ulf Riker, Internist – Naturheilverfahren und Homöopathie, schreibt Fallbeispiele aus seiner Praxis für den Bundesverband Patienten für Homöopathie (BPH). So wird die homöopathische Praxis sichtbar und Patientinnen und Patienten können sich ein Bild von der Behandlung machen. Im Homöopathie Fall 2 geht es um die sehr schnelle und sehr erlösende Wirkung von Antimonium tartaricum, Brechweinstein, bei einem älteren Klinik-Patienten.

Dieser Fall liegt lange zurück, hat mir aber gezeigt, welchen Respekt homöopathische Arzneien verdienen. In meiner Klinikzeit hatten wir einen älteren Herrn auf Station, der neben einer Immobilität wegen Querschnittslähmung zusätzlich an einer chronischen Lungenerkrankung (Bronchiektasie) litt. Die Bronchien sind dabei sackartig erweitert, was zu einer reduzierten Atemleistung und damit auch zu einer schlechten Sauerstoffsättigung des Arterienblutes führt. Vor allem aber lagert sich reichlich zäher Schleim ab, der oft nur schwer abgehustet werden kann. Ich erinnere mich noch sehr genau: man hörte die rasselnde Atmung des Patienten bereits beim Betreten des Krankenzimmers.

Weil wir ihm die anstrengende und einschränkende Situation erleichtern wollten und weil er ohnehin bereits täglich Inhalationen und herkömmliche schleimverflüssigende und schleimlösende Medikamente erhielt, entschieden wir uns bei der Visite ihm zusätzlich als homöopathische Arznei Antimonium tartaricum zu geben. Ich habe die Krankenschwester gebeten, ihm nach der Visite eine Gabe in C 30 zu geben.

Etwa 10 Minuten nach der Gabe kam eine Schwester ganz aufgeregt zu mir: „Kommen Sie schnell!“ Beim Betreten des Zimmers saß der Patient halb aufgerichtet im Bett, vor ihm war die Bettdecke voll mit gelbbraunem Schleim. Er hatte ihn in einem massiven Hustenanfall aus seiner Lunge befördert. Der alte Herr sah dabei nicht unglücklich aus, im Gegenteil: er wirkte erleichtert und hatte sogar eine für seine Verhältnisse viel bessere, fast rosige Gesichtsfarbe.

Homöopathie Fall 2: Die prompte Wirkung von Antimonium tartaricum

Was war geschehen? Antimonium tartaricum hatte in kurzer Zeit mehr bewirkt, als alle Schleimlöser vorher! Die Arznei hatte getan, wofür sie sich in der homöopathischen Arzneimittel-Lehre als zuständig erweist:

  • Lautes Schleimrasseln in der Brust
  • Rasselnder Husten
  • Lungenbeschwerden mit Schleimrasseln, aber kein Auswurf

Liest man das Arzneimittelbild, dann findet man noch weitere Symptome, die bei schweren Lungenerkrankungen auftreten können:

  • Drohende Erstickung
  • Erschöpft, mit blass-bläulichem Gesicht

Homöopathie Fall 2: War die Potenz richtig gewählt?

Die Arznei wurde nur als symptomatisches Mittel und zusätzlich zu anderen klinisch indizierten Medikamenten als bewährte Indikation eingesetzt. Jedoch haben 5 Globuli in C 30 Potenz dem geschwächten Organismus so viel Kraft gegeben, dass er sich einer großen Schleimmenge schlagartig entledigen konnte.

Allen Spöttern über Homöopathie zum Trotz: die passende Arznei kann manchmal Reaktionen auslösen, mit denen weder Patienten noch ihre Ärzte rechnen. Ich habe dabei Folgendes gelernt: wahrscheinlich wäre es besser gewesen, dem insgesamt geschwächten, älteren Patienten die Arznei nicht in C 30, sondern wiederholt in niedrigerer Potenz (z.B. D 12) zu geben. Es wäre sicher ausreichend gewesen, wenn der Patient Schritt für Schritt und in kleinen Portionen seinen lästigen Schleim hätte abhusten können. So hatte ich riskiert, dass die mobilisierte Schleimmasse zu einer totalen Verstopfung der Bronchien geführt hätte, wenn der Hustenstoß nicht auf Anhieb zu einer kompletten Befreiung der Atemwege geführt hätte.

Daraus lässt sich eine orientierende Regel zur Wahl einer Potenz ableiten:
  • Ist ein Patient z.B. durch andere Krankheiten oder durch Alter geschwächt, hat er also nicht genug „Lebenskraft“ zur Verfügung, um auf eine höhere Potenz adäquat zu reagieren, dann ist es unter Umständen besser, die geeignete Arznei in wiederholten Gaben einer niedrigeren Potenz einzusetzen.
  • Bestehen bei einem ansonsten gesunden Menschen kurzfristig starke und eindeutige Symptome, dann ist es zulässig, auch eine höhere Potenz (C 30, C 200) einzusetzen, mit der eine im Grunde starke „Lebenskraft“ rasch eine deutliche Besserung herbeiführen kann.

Fazit des Homöopathie Fall 2

Das Beispiel zeigt: Die Wirksamkeit der Homöopathie kann und sollte in wissenschaftlichen Studien untersucht werden. Aber auch der Einsatz am Krankenbett kann deutlich machen, was mit Homöopathie möglich ist. Wissenschaft und Erfahrung gehören zusammen. Den meisten Homöopathie-Kritikern fehlt aber genau das: praktische Erfahrung mit Homöopathie in der täglichen Behandlung kranker Menschen.

Informationen zur Homöopathie

In der Rubrik „Behandlung“ der BPH-Webseite finden Sie viele weitere Informationen über die Selbstmedikation und die Beschreibungen von Arzneimitteln und Erkrankungen. Hier wird auch beschrieben, wie eine professionelle homöopathische Behandlung funktioniert.

  • Informationen zur Selbstbehandlung mit Homöopathie, Arzneimittelbildern und Erkrankungen erhalten Sie hier.
  • BPH-Broschüre Homöopathie to go können Sie durchblättern und online für 5,50 Euro bestellen.
  • Aktuelle Informationen zur Homöopathie Forschung.
  • Informationen zu homöopathischen Arzneimitteln beim BfARM
  • Gesetzliche Krankenkassen und private Zusatzversicherungen, Informationen gibt es hier.

BPH-Broschüre Homöopathie to go