Ein Interview mit Dr. Hannes Proeller. Er ist Apotheker und betreibt das homöopathische Labor Gudjons sowie vier Apotheken.     

Herr Proeller, Sie engagieren sich im CDU Wirtschaftsrat, was macht die Vereinigung im Bereich Gesundheit/Medizin?

Der Ausschuss für Gesundheitswirtschaft ist besetzt mit Vertretern der Apotheker- und der Ärztekammern und der Krankenkassen, mit führenden Wirtschaftsunternehmern der Pharma- und Medizinproduktehersteller und Anbietern von Dienstleistern im Bereich Gesundheitswesen. Der Ausschuss versucht Defizite, Neuerungen und Trends im Gesundheitswesen zu erkennen und den Gesundheitsausschuss des Bundestages und das Gesundheitsministerium darüber zu informieren und gegebenenfalls Vorschläge für eine Verbesserung zu machen. Das Ziel dabei ist die Erhöhung der Versorgungsqualität und der Effizienz.

Ist das Gesundheitssystem über Qualität oder Effizienz zu gestalten?

Solange wir im Wettbewerb stehen, ist es die Effizienz, die die Qualität verbessert. Bietet eine Krankenkasse beispielsweise ihren Versicherten eine App an, die sie erinnert, zu einer Vorsorgeuntersuchung zu gehen, kann dies zur Gesunderhaltung beitragen. Aus meiner Sicht kann auch die Homöopathie vielfach die Effizienz und die Qualität einer Behandlung steigern.

Ende September werden Sie in Berlin vor dem Wirtschaftsrat einen Vortrag über Homöopathie halten. Worüber werden Sie sprechen?

Das Thema meines Vortrages lautet: „Homöopathie, Spagyrik und Co. – Arzneien aus dem komplementärmedizinischen Bereich, Zahlen und Fakten der Hersteller und deren volkswirtschaftlicher Nutzen.“

Wie kommt das Thema Homöopathie im Wirtschaftsrat an?

Wenn es um die Verbesserung der Qualität und Effizienz im Gesundheitswesen in Deutschland geht, nimmt die Digitalisierung in den Vorträgen und in den Diskussionen einen riesigen Raum ein. Ich möchte in meinem Vortrag darauf hinweisen, die „alten Heilweisen“ nicht zu vergessen und werde am Beispiel der Homöopathie zeigen, wie effizient und erfolgreich viele Indikationen – häufig auch komplementär – behandelt werden können. Fakt ist, dass die Homöopathie bei vielen chronischen Erkrankungen tiefgreifende Veränderungen hervorrufen kann, schnell wirkt und meistens preiswerter als eine konventionelle Behandlung ist.

Welche wirtschaftliche Bedeutung haben pharmazeutischen Hersteller der besonderen Therapierichtungen?

Die Arzneimittelhersteller stellen eine starke Wirtschaftskraft dar. Seit 2011 hat die Branche ein Wachstum von 2,9 Prozent und beschäftigt etwa 12.000 Menschen. Schwerpunkt der Betriebe ist Bayern und Baden-Württemberg.

Wie sieht es im Apothekenmarkt aus?

Die Arzneien der besonderen Therapierichtungen, also der anthroposophischen Medizin, der Homöopathie und der Phytotherapie, machen 31 Prozent des Gesamtumsatzes der rezeptfreien Verkaufs aus. Hervorzuheben ist, dass die Käufer der zum großen Teil nicht rezeptpflichtigen Arzneien diese selbst bezahlen.

Welchen Unterschied macht es, wenn Sie sich mit einem Mediziner und einem Unternehmer über Homöopathie unterhalten?

Einen großen Unterschied! Ganz viele erfolgreiche Unternehmer schwören auf die Homöopathie. Die sagen: „Wer heilt hat Recht!“ Denen ist es gleich, ob man die Wirkung der Homöopathie mit schulmedizinischen Mechanismen erklären kann, oder nicht. Das ist leider bei vielen Schulmedizinern nicht der Fall.

Wie stehen Sie zur Apothekenpflicht der homöopathischen Arzneien?

Arzneimittel gehören generell in die Apotheke und nicht in Drogerien oder Supermärkte. Nichts kann die kompetente Beratung der Apotheker ersetzen. Ein Kunde kommt ja mit einem gesundheitlichen Problem, dies sollte dann auch entsprechend ernst genommen werden. Über 2.000 Apothekerinnen und Apotheker haben inzwischen die Zusatzbezeichnung „Naturheilverfahren und Homöopathie“ absolviert, das spricht doch schon für sich.

Foto: Dr. Proeller