Im Februar 1868 gründeten 120 Menschen in Stuttgart die Hahnemannia. Nun wurde am 20. Oktober das 150-jährige Jubiläum des Deutschen Verbandes für Homöopathie und Lebenspflege in Stuttgart gefeiert. Den Festvortrag „Homöopathische Vereine: Große Vergangenheit – welche Zukunft?“ hielt Prof. Martin Dinges, stellvertretender Direktor des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung, und nahm die rund 150 Jubiläumsgäste mit auf eine Zeitreise.

Sinn und Zweck der Hahnemannia war die Verbreitung und Verteidigung der Homöopathie: Martin Dinges zitierte aus den Statuten: „… theils die zahlreichen und verborgenen Freunde der Homöopathie einheitlich zu sammeln, theils die Indifferenten und Gegner derselben durch seine Wirksamkeit von dem Werth dieser Heilart zu überzeugen.“ An den Aufgaben hat sich bis heute wenig geändert: Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung über die Homöopathie.

Die Hahnemannia begann sogleich mit der Arbeit, Informationsblätter, Broschüren und Bücher wurden gedruckt und verteilt. 11.000 Broschüren „Die Wahrheit in der Medizin“ wurden an sämtliche württembergischen Lehrer und Pfarrer geschickt. Sie galten als besonders gute Multiplikatoren, da sie auch für die Gesundheitsaufklärung mit zuständig waren. Ein „sauber gebundenes Exemplar ging an Seine Majestät den König Karl“. Im Winter 1869/1870 erhielten Vertreter der Hahnemannia eine Audienz beim Staatsminister des Inneren, „aber keine Zustimmung für die Errichtung eines Lehrstuhls für Homöopathie an der Landesuniversität Tübingen“, berichtete Dinges. Die Arbeit des Vereins war sehr erfolgreich, so erfolgreich, dass sie auch die Gegner der Methode auf den Plan rief. Diese wurden in Dr. Bolle‘s Populäre[r] homöopathischen Zeitung mit Polemiken bedacht.

Mario Hopp, Präsident der Hahnemannia, sagte auf der Festveranstaltung in Stuttgart, dass er vor allem die Vernetzung der an der Homöopathie interessierten Bürgerinnen und Bürger weiter entwickeln möchte. Das scheint gut zu gelingen, an der Feierlichkeit nahmen auch Vertreter von  10 europäischen Patientenverbänden teil, die an diesem Wochenende in Stuttgart ihre jährliche Versammlung abhielten. Denn sie gehören alle dem  „European Federation of Homeopathic Patients Associations“, kurz EFPHA, dem Dachverband aller europäischen Patientenverbänden, an, zu dem wir in unseren weiteren Ausgaben berichten werden.

Auch die Bundesregierung gratulierte der Hahnemannia

Zum 150-jährigen Jubiläum gab es prominente Gratulantinnen und Gratulanten. Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Ralf Brauksiepe (MdB) dankte in seinem Grußwort den Mitgliedern der Hahnemannia für ihr Engagement: „Die vielfältigen Seminare und Vorträge über Homöopathie und gesunde Lebensführung dienen der Information und tragen so zu einer höheren Gesundheitskompetenz der Bevölkerung bei.“ Brauksiepe setzte sich in seinem Grußwort auch für die freie Arztwahl und die Therapiefreiheit der Ärzte ein.

Stefan Teufel, gesundheitspolitischer Sprecher der baden-württembergischen CDU-Landtagsfraktion, bekräftigte in seinem Grußwort an die Hahnemannia den hohen Stellenwert der Homöopathie und der Naturheilkunde, sie sind „aus unserer Sicht ein fester Bestandteil der Gesundheitsleistungen und neben der Schulmedizin nicht mehr wegzudenken.“ Er verweist auf den aktuellen Koalitionsvertrag von CDU und Grüne, in dem das Ziel formuliert wurde, die Komplementärmedizin langfristig in die Regelversorgung zu integrieren und in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung aufzunehmen.

Die Hahnemannia, Deutscher Verband für Homöopathie und Lebenspflege, ist einer der ältesten Patientenvereine Deutschlands. Sie hat als Dachverband 38 Mitgliedsvereine mit rund 4.000 Mitgliedern vor allem in Baden-Württemberg. Die Vereine bieten Seminare und Vorträge über Homöopathie und eine gesunde Lebensführung an, auch in Kooperation mit Volkshochschulen, und tragen so zu einer höheren Gesundheitskompetenz der Bevölkerung bei. Ein wichtiger Aspekt ist das soziale Miteinander in den Vereinen und damit auch in den Ortschaften. Die Vereine werden in den meisten Fällen von den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern unterstützt, sodass die Veranstaltungen beispielsweise im Gemeindesaal stattfinden können.

Beitragsbild: Dr. med. Michaela Geiger, 2. Vorsitzende des DZVhÄ, und Mario Hopp, Präsident der Hahnemannia; Quelle: DZVhÄ