Die Gebärende ist äußerst gereizt. Fast wie in einer Filmszene: Sie jagt die Hebamme hin und her, verlangt etwas zu trinken, warme Tücher und vieles mehr – nur um es gleich unwirsch zurückzuweisen, sobald sie es bekommt. Ihre Wehen beginnen im Rücken und strahlen entlang der Innenseite der Oberschenkel aus. Bei jeder Wehe bäumt sie sich nach hinten auf, sie ist sehr unruhig und schwitzt stark. Sie ist kaum bereit, Anweisungen der Hebamme zu befolgen und wird immer aggressiver. Der Geburtsverlauf droht ins Stocken zu geraten und kann eine Periduralanästhesie (PDA) oder einen Kaiserschnitt erforderlich machen.

Nicht viele Gebärende haben die Gesamtheit dieser Symptome. Sie entsprechen dem Arzneimittelbild der homöopathischen Arznei Chamomilla, das der Gebärenden in Form von Globuli verabreicht wird. Das heißt: Die Patientin bekommt genau jenes Arzneimittel, das bei einer Gesunden die Symptome auslöst, an denen die Gebärende gerade leidet. „Similia similibus curentur“ – Ähnliches werde durch Ähnliches geheilt, heißt die entsprechende Grundregel in der Homöopathie.

Die Aggressionen der Patientin lassen in der Folge spürbar nach. Sie wird ruhiger, zugänglich und entwickelt Zuversicht. Dieser wachsende Optimismus ist im Geburtsprozess von großer Bedeutung. Sie fügt sich der Situation, nimmt Ratschläge der Hebamme an und setzt diese um – die Geburt verläuft ohne weitere Komplikationen.

Warum schätzen gerade werdende Mütter die Homöopathie?

Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett gehören zu den einschneidenden Erfahrungen im Leben einer Frau. Mit den starken körperlichen Veränderungen setzen auch psychische Belastungen ein.

Schwangere Frau

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Besonders in der Schwangerschaft erwarten Frauen deshalb von ihrem Arzt eine kompetente Aufklärung und entscheiden sich auf dieser Grundlage immer häufiger für eine homöopathische Begleitung. Denn in der Homöopathie werden körperliche und psychische Beschwerden nicht getrennt, sondern in ihrer Gesamtheit betrachtet. Das Gesamtbild ist entscheidend für die individuelle Mittelwahl.

Darüber hinaus sehen schwangere Frauen die möglichen Nebenwirkungen konventioneller Medikamente deutlich kritischer als zuvor und lernen in vielen Fällen erst durch ihre Schwangerschaft die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten der Homöopathie kennen.

In der Schwangerschaft werden typische Beschwerden wie Brustprobleme, Übelkeit, Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Verdauungsprobleme oder Wadenkrämpfe homöopathisch behandelt. Die individuelle Medikation erlaubt dabei, auch unterschiedliche Beschwerden, die zeitgleich auftreten, mit einer einzigen homöopathischen Arznei erfolgreich zu behandeln.

Unter der Geburt kann die werdende Mutter mithilfe der Homöopathie unterstützt werden. Sie kann beispielsweise Wehen fördern und Schmerzen lindern. Im Wochenbett können Nachwehen, postnatale Depression oder eine Brustdrüsenentzündung homöopathisch behandelt werden.

Doch Vorsicht: In den meisten Fällen ist es nicht einfach, von einer Indikation auf das passende Mittel zu schließen. Da „falsch“ eingenommene Globuli unerwünschte Wirkungen entfalten können, ist die Begleitung durch einen homöopathischen Arzt geboten.

Selbstmedikation? – Homöopathika nur in Absprache mit dem Arzt

Bei der Einnahme homöopathischer Arzneien in der Schwangerschaft muss bedacht werden, dass sie in jedem Fall auch auf das Kind wirken können.

Das gilt auch für die Stillzeit, in der sich eine homöopathische Arznei über die Muttermilch auf das Neugeborene auswirkt. Dr. Samuel Hahnemann, Begründer der Homöopathie, schrieb dazu im Grundlagenwerk „Organon der Heilkunst“: „Bewundernswürdig hülfreich ist die Kraft der Arzneien auf den Säugling, durch die Milch, welche die Mutter oder Amme ihm reicht. Jede Krankheit des Kindes weicht der, für dasselbe richtig gewählten, homöopathischen, von der Amme in sehr mäßigen Gaben eingenommenen Arznei und wird auf diese Art weit leichter und sicherer bei diesen neuen Erdenbürgern ausgetilgt, als je in späterer Zeit geschehen könnte“ (Organon § 284).

Es ist daher anzuraten, sich während Schwangerschaft und Stillzeit durch einen homöopathischen Arztes begleiten zu lassen, damit homöopathische Arzneien zum Wohle von Mutter und Kind eingesetzt werden können.

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