Am Anfang stand der Selbstversuch

Samuel Hahnemann (1755-1843), Doktor der Medizin, ist mit den Möglichkeiten der ärztlichen Heilkunst des ausgehenden 18. Jahrhunderts mehr als unzufrieden. Öffentlich wendet er sich gegen die zum Teil brachialen Methoden seiner Kollegen, die mit Aderlässen, Brech- und Abführkuren oder der Gabe von Medikamenten aus Arsen, Blei oder Quecksilber, ihre Patienten in den Tod schicken. Hahnemann lässt sich 1780 zwar als praktischer Arzt nieder, widmet sich aber hauptsächlich chemischen Studien, publiziert pharmazeutische Fachliteratur und übersetzt medizinische Fachbücher. Im Jahr 1790 arbeitet der aus Meißen stammende Hahnemann an der Übersetzung einer Arzneimittellehre des Schotten William Cullen. Der schreibt, dass Chinarinde aufgrund ihrer magenstärkenden Eigenschaften das Wechselfieber Malaria heilen könne. Diese Aussage bezweifelt Samuel Hahnemann und führt einen Selbstversuch durch: „Ich nahm des Versuchs halber etliche Tage zweimahl täglich jedesmahl 4 Quentchen gute China ein“, schreibt er und notiert sehr genau die Symptome, die er an sich feststellt: „Die Füße, die Fingerspitzen usw. wurden mir erst kalt, ich ward matt und schläfrig, dann fing mir das Herz an zu klopfen, mein Puls ward hart und geschwind; eine unleidliche Ängstlichkeit, ein Zittern (aber ohne Schaudern), eine Abgeschlagenheit durch alle Glieder …“.

Die Entdeckung der Ähnlichkeitsregel

Hahnemann kennt viele dieser Krankheitszeichen, da er selber schon einmal an Malaria erkrankt war. Nach diesem ersten Selbstversuch kommt Hahnemann zu dem Schluss, dass Chinarinde Malaria deshalb heile, da sie bei einem Gesunden die Symptome hervorrufe, an denen ein Kranker leide. Diese Erkenntnis weckt in ihm den Forschergeist. Sechs Jahre führt er an sich und an seiner Familie viele Arzneimittelprüfungen durch und hält akribisch jede körperliche oder psychische Reaktion fest. 1796 veröffentlicht Hahnemann in einer Fachzeitschrift die ersten Ergebnisse seine Forschungen und begründet damit eine neue Heilweise: Die Homöopathie. Der Begriff setzt sich aus den griechischen Wörtern homoios (ähnlich) und pathos (Leiden) zusammen.

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